Geschlecht, schlecht, schlechter…
18. März 2014 von Thomas Hartung
Zugegeben: ich habe schon mehrere akademische Zumutungen rings um „Genderismus“ erlebt; die Leipziger „Professorinnen“ waren unrühmlicher Höhepunkt. Aber worauf ich am Wochenende aufmerksam gemacht wurde, übertrifft alles: es scheint sich an der Berliner Humboldt-Universität eine regelrechte Parallelwelt etabliert zu haben, die ihre „verqueeren“ Ideologismen nicht nur zum Maßstab allen hochschulischen Handelns erheben, sondern dieses Handeln auch noch gesinnungspolizeilich in der „unqueeren Realität“ durchsetzen will.
Die Geschichte ist schnell erzählt: in einer erziehungswissenschaftlichen Einführungsvorlesungsreihe hat der männliche Professor Autoren wie Rousseau, Kant, Bourdieu und sogar Humboldt (!) zitiert. Einigen Studenten stießen diese Autoren im pädagogischen Kontext als ahistorisch, rassistisch, ableistisch, adultistisch… auf; sie führten am 10. Februar, nachdem sie ihre Kritik inner- wie außerhalb der Vorlesung nicht angemessen gewürdigt fanden, eine „Klatsch-Intervention“ auf. Auf gut deutsch: sie protestierten mit Applaus, so dass die Vorlesung nicht gehalten werden konnte. Resultat: ein Kommilitone (!!!) verständigte die Polizei (!!!), unter deren schützender Anwesenheit die Vorlesung dann weiterging. Über die Aktion und die Beweggründe wurde universitätsin- und extern in „gendergerechter Stilistik“ hier berichtet.
Als ich das las, wähnte ich mich in mindestens drei falschen Filmen zugleich.
Der erste und wirkmächtigste: die Minderheit fordert die Mehrheit auf, ihr „falsches“ Verhalten gefälligst zu ändern und dem vermeintlich „richtigen“ anzupassen! So wird von den Gegnern schon zu Beginn als besonders schockierend empfunden, „dass auch viele Besuchxs der Vorlesung darin nichts Problematisches zu sehen schienen.“ Das setzt sich fort über negativ kommentierte Protest-Emails; hier „wurden contra_/antidiskriminierende, widerständige Handlungen negativ bewertet und durch das Innehaben der “Mehrheitsmeinung” legitimiert.“ Und es gipfelt in der Behauptung „Ferner sehen wir* in dem Verhalten der selbsternannten “Mehrheit der StudentInnen” ein beunruhigendes Beispiel für unhinterfragte Autoritätenhörigkeit und wie leicht diese zu Hass gegen Andersdenkxs gesteuert werden kann.“
Mit Verlaub: geht’s noch??? Eine echte Mehrheit als falsche dastehen zu lassen und jener Autoritätenhörigkeit zu unterstellen ist gelinde geschrieben undemokratisch. Ein Facebook-Kommentar der Gruppe „Da kotzt das Texterherz“, in der ich mich über die Causa empörte, gab sich mitleidig „Ich habe nur ein Drittel gelesen und der Professor hat mein Mitgefühl…“ Ein anderer war da undiplomatischer: „…Klatschintervention interpretiere ich so, dass die Spinner die Vorlesung so lange störten, bis jemand die Polizei rief. Und das, um ihre Meinung durchzusetzen. Das nenn ich nicht wissenschaftlichen Diskurs. Das sind klassische SA-Methoden…“
Sekundär geht es darum, dass sich diese Minderheit anmaßen darf, den Kenntnisstand des promovierten und um einiges älteren Dozenten derart abzuqualifizieren, ja ihm „männliches_dominantes Redeverhalten und somit genderistische Verletzungen“ zu unterstellen. Und nicht zuletzt geht es auch darum, dass seit Jahrzehnten, ja fast seit Jahrhunderten akzeptierte wissenschaftliche Kapazitäten wie Rousseau, Kant, Bourdieu… als rassistisch oder adultistisch herabgewürdigt und ersetzt werden sollen durch Kapazitäten wie bspw. „Maureen Maisha Eggers, Professorin für Kindheit und Differenz (Diversity Studies) an der Hochschule Magdeburg-Stendal im Studiengang Angewandte Kindheitswissenschaften…“, deren Beiträge zur disziplinären Weiterentwicklung der Pädagogik gen Null tendieren.
Der zweite: was wird hier im Namen eines übersteigert rationalen Egalitarismus für Schindluder mit der schönen deutschen Sprache getrieben? Wie die grusligen Formalia zustande kommen (die z.T. sogar die Kanaksprak beleihen), ist an folgender Grafik nachzuvollziehen (die Langfassung dazu gibt’s hier )
Viel schlimmer aber ist das mündlich kaum zu lautende Kunstsprech in Bezug auf die Semantik: im Namen einer strikten, allumfassenden Antidiskriminierung (u.a. in den Phänotypen Sexismus, Genderismus, Rassismus, Ableismus, Klassismus oder Migratismus) werden tradierte Wortformen erweitert, um sie zu „enthindern“. So entsteht aus dem finiten „dargestellt“ jetzt „dar_ge_stellt_setzt_legt“, das Substantiv „Standpunkt“ mutiert zu einem „Stand_Sitz_Liegepunkt“, oder wird aus einem simplen „widersprechen“ das Kunstverb „widersprechen_gebärden_schreiben“.
Zum zweiten Mal: geht’s noch? Manche Kommentatoren konnten diese Vertextung mit Humor gerade noch ertragen, bspw. „Die haben mit ihrem Liegepunkt ja wohl einen Knallxs“ oder „würde mich mit einer strafbefreienden Selbstanzeige wegen vorsätzlicher Sprachverhunzung zufriedengeben.“ Andere kamen rasch auf den Punkt: „Für mich sind Worte eher beschreibend, um Unterschiede klarzumachen. Ist das Wort Frau, als Abgrenzung zu den Männern, auch politisch inkorrekt? Irgendwann ist es kein Scherz mehr, wenn „Menschen mit Menstruationshintergrund“ gesagt wird.“
Und der dritte: wofür werden an dieser Universität staatliche und Drittmittel ausgegeben? Da gibt es zunächst eine „AG Feministisch Sprachhandeln“, die den oben verlinkten Leitfaden verbrach und dem „Referent_innenRat der HU“ sowie dem „Lehrstuhl für Gender Studies und Sprachanalyse am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien der HU“ für die finanziellen Hilfen dankt. Dann gibt es eben dieses „Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien“, bestehend aus 3 Sprecherinnen mit einer Geschäftsstelle, in der der Geschäftsführerin 7 klassische und 9 studentische Mitarbeiterinnen zur Verfügung stehen. Da gibt es über 30 Lehrveranstaltungen beisteuernde Professoren, darunter jene Lehrstuhlinhaberin für Gender Studies und Sprachanalyse, die ihr mittleres vierstelliges Monatsgehalt im beendeten Semester mit sage und schreibe 3 (!!!) Lehrveranstaltungen a 90 Minuten „verdiente“: „schreiben einer abschlussarbeit“, „trans_x_ing feminismen“ und „wut als intervenierende handlung“. Der Wert der ersten – wenn die Regeln der Groß- und Kleinschreibung beachtet werden – steht nicht zur Debatte. Aber was ist mit den anderen beiden? In der Seminarbeschreibung zu letzterer lese ich [sic!]
„das seminar nähert sich der frage feministischer wissensproduktion von der ebene der gefühlsproduktionen und –konstruktionen her und betrachtet so das verhältnis von unterschiedlich positionierten subjekten zu wissenschaft und den entscheidungen, die in diesem prozess jeweils getroffen werden.“
Zum dritten Mal: geht’s noch? Der von mir hochgeschätzte Harald Martenstein schrieb vor einem Jahr „Die Paläontologie, die für die Klimaforschung und die Erdölindustrie recht nützlich ist, hat seit 1997 bei uns 21 Lehrstühle verloren. In der gleichen Zeit wurden 30 neue Genderprofessuren eingerichtet.“ Nicht nur, dass die Uni Leipzig darum ringt, dass Studiengänge wie „Pharmazie“ erhalten bleiben, nicht nur, dass an der Dresdner TU weit über 80 % aller Lehrkräfte, auch in den ingenieurstechnischen Fächern, befristet angestellt sind, damit wenigstens ein Grundstock an Lehre angeboten werden kann – hier dürfen fest angestellte, staatlich bezahlte Hochschullehrer ihre privaten Hobbys zum Fach machen! Wofür benötigt ein junger Mensch Universitätsseminare zum Umgang mit Wut? Ist uns Fach- und Sachkompetenz einerlei, stehen nur noch Sozial-, ja Lebenskompetenz im Mittelpunkt? Ein Kommentar brachte es sportlich auf den Punkt: „Ich würde den Spinnern einen Besxen oder eine Schauxel in die Hand gebxen und sie schuften lassxen, bis sie zu erschöpft für so ein blödsinniges Gesabbxel sind. Man bedenke bitte, diese Knalltüten dürfen studieren, und der Strassenreinigung gehen die fähigen Hilfskräfte aus.“
Ich versuche diplomatischer zu sein: Martenstein behauptet, dass Gender-Politik und Voodoo aufs Gleiche hinauslaufen. Ich würde Voodoo durch akademische Esoterik ersetzen. Wenn Genderismus/Feminismus „Wissenschaft“ sein wollten, wären sie einfach nur akademische Filialen der Soziologie und/oder Psychologie. Doch Sinn und Zweck ist doch offensichtlich, der feministischen Ideologie eine (pseudo-) wissenschaftliche Grundlage zu verschaffen mit dem Ziel, Probleme nicht zu lösen, sondern welche zu schaffen. Das dürfte bei den überwiegend weiblichen Studenten zu einer aus der Tunnelperspektive herzuleitenden Radikalisierung führen, aus der sich u.a. der missionarische Nachschub für viele Positionen bspw. als Gleichstellungsbeauftragte ergibt.
Es wäre viel gewonnen, wenn Forschung allgemein ergebnisoffen betrieben würde und jeder Forschungsbereich auf Erkenntnisse rekurrieren müsste, die dem aktuellen Erkenntnisstand entsprechen. Wo er die nicht befürwortet, müsste er akzeptierten wissenschaftlichen Standards genügen, um sie zu widerlegen, statt mit neuen sprachlichen Standards unbewiesene und also unwissenschaftliche Behauptungen zu verbreiten. Aber wenn es möglich ist, eine „Wissenschaft“ zu betreiben, die die Erkenntnisse der Medizin und Psychologie vernachlässigt und dennoch mit Etats in Größenordnungen ausgestattet wird, läuft etwas falsch. In Norwegen ist die Genderwissenschaft einer kritischen Prüfung unterzogen worden mit der Folge, dass die 56 Millionen Euro, die der Forschungsbereich jährlich erhielt, per Ende 2011 ersatzlos gestrichen wurden.
Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, weshalb die Gender-Studies in Deutschland immer wieder zum Zankapfel der so genannten Wissenschaftselite werden, um den Grundsatzdiskussionen um (Nicht-)Wissenschaftlichkeit, Sinn und Zweck das Faches geführt werden. Wenn schon mit Ländervergleichen gearbeitet wird, sollte man fairer weise auch auf die USA hinweisen. Dort stellen Gender-Studies (mit ihren verschiedenen Ausfächerungen wie bspw. Queer / Women / LGBT-Studies etc.) eine ernstzunehmende und von allen respektierte wissenschaftliche Disziplin dar, deren Wissensproduktion über das Fach hinaus honoriert wird. In Deutschland dagegen müssen sie sich für ihre Existenz rechtfertigen, da ihnen jede Form von Wissenschaftlichkeit abgesprochen wird. Mir ist es beispielsweise nicht bekannt, dass man solch Rechtfertigungen für die Astrophysik fordert, deren Wissensproduktion u.a. in Gedankenexperimenten besteht, die sich zum einen aus Faktenwissen und zum anderen aus Überlegungen speisen. Versifiziert oder falsifiziert werden diese im weitesten Sinne über die Nachvollziehbarkeit der Argumentation. Empirisches Arbeiten, so habe ich zumindest in meinem Studium gelernt, sieht (eigentlich) anders aus.
Ferner wird hier unpräzise und unsauber mit Begriffen gearbeitet. Da werden je nach Eigennützlichkeit der Argumentation Lehrkräfte mit Professor_innen gleichgesetzt oder befristete Anstellungen in Lehre- und Wissenschaft nur als Problem ‚wichtiger‘ Fächer wie der Ingenieurswissenschaften betrachtet. Bei aller Liebe, das ist Populismus der billigsten Art. Befristete Anstellungsverhältnisse wissenschaftlicher Mitarbeiter_innen (nicht Professor_innen) sind an deutschen Universitäten die Regel. Dessen nicht genug (aber hier Spreche ich nur als Studierender der Geisteswissenschaften), wird nicht selten von Absolventen die eine wissenschaftliche Karriere an der Universität einschlagen möchten Lehrerfahrung erwartet. Das für solche Art von Lehraufträgen oftmals kein bis wenig Geld vorhanden ist und die Dozierenden damit ohne Entlohnung arbeiten, lässt der Autor stillschweigend unter den Tisch fallen. Dass Professuren gestrichen oder Gelder gekürzt werden ist nicht die Schuld dieser oder jener Wissenschaft. Das ist eine (bedenkliche) Tendenz in unserer Gesellschaft, in der Leistungen einzelner Personen nicht honoriert werden, solange sie (kurzfristig) keinen finanziellen Profit abwerfen. Ferner wundert es mich das der Autor sich über die Anzahl der gegeben Lehrveranstaltungen echauffiert. Die Anzahl der zu haltenden Vorlesungen / Seminare ist vertraglich festgelegt und gilt für alle Professurinhaber_innen unabhängig von ihrer Disziplin. Es kann also sehr gut sein – oder es ist vielmehr so – dass auch ein Herr Professor X der einen Lehrstuhl für ‚Angewandte Ingenieurswissenschaften‘ an der HU inne hat, für die selben 3 Vorlesungen ein „mittleres vierstelliges Monatsgehalt im beendeten Semester mit sage und schreibe 3 (!!!) Lehrveranstaltungen a 90 Minuten (…) verdient (…).“ Das Professurinhaber_innen außerhalb ihrer Vorlesungen (und deren Vor- und Nachbereitung zu der u.a. Sprechstunden und das bewerten von Leistungsnachweisen gehören) neben administrativen Aufgaben die an ihrem Lehrstuhl anfallen auch noch Forschung betreiben, wird ebenfalls unter den Tisch fallen gelassen.
Zum Schluss möchte ich noch auf einen Punkt hinweisen. Ganz unabhängig davon was in der besagten Lehrveranstaltung passiert ist und aus welchem Grund von wem dort protestiert wurde: Dogmatismus ist kein ausschließliches Problem der Gender-Studies, sondern in jeder wissenschaftlichen Disziplin aufzufinden. Mir scheint es eher so, dass im deutschen Diskurs um die Gender-Studies einer kleinen Gruppe absichtlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, um die Existenzberechtigung der Gender-Studies zu delegitimieren. Deshalb meine Gegenfrage an dieser Stelle: Geht’s noch?
Liebe unbekannte Studierende,
dass sich Rechtfertigungen national unterscheiden, mag man gut oder schlecht finden; die USA sind für mich da kein Massstab.
Dass die Astrophysik aus mehr Disziplinen als nur der Beobachtenden oder Theoretischen besteht (bspw. Teilchenphysik oder Kosmochemie), ist leicht zu recherchieren.
(Befristete) Teilzeitprofessuren sind heute auch an deutschen FH (zumal privaten) die Normalität. Diese Normalität ist ebenso anzuprangern und zu ändern wie jene der skandalösen Vertragsgestaltung mit Lehrverpflichtungen. Vor- und Nachbereitung, Sprechstunden, Entwurf und Korrektur von Klausuren, Dozentenkonferenzen… ist in meinen lächerlichen Honoraren als Freier Dozent nicht enthalten, sondern wird vorausgesetzt: ich habe in manchen Semestern, wie unter „Lehre“ leicht nachzulesen ist, z.T. mehr als das Dreifache an Stunden gehalten und dafür nochmal nicht ein Drittel eines Professorengehalts bekommen.
Und dass „Dogmatismus“ ein Anti-Gender-Kampfmittel ist, mag Ihre Wahrnehmung sein, meine ist es nicht.
Fazit: ich habe offenbar mitten in einen Diskurs gepostet, der diese Woche u.a. auch dadurch weiter befeuert wurde:
http://www.focus.de/politik/deutschland/kisslers-konter/kisslers-konter-gender-studies-keine-wissenschaft-sondern-hokuspokus_id_3699538.html
sowie
https://magazin.spiegel.de/digital/index_SP.html#SP/2014/13/126149163
Viel Spass beim Lesen wünscht
DTH
mir ist es unverständlich, warum ich einen artikel, dessen einzige argumentation aus „gehts noch?“ besteht, ernst nehmen soll. an keiner stelle wird hier versucht, auf inhaltliche positionen einzugehen, schließlich kommen die vorschläge zur gendersensiblen sprache ja aus einer ganz bestimmten analyse der gesellschaft und von machtstrukturen darin, aber anscheinend geht es ihnen nur darum, zu sagen: guckt mal, die machen was, das klingt komisch und ungewohnt, da kann doch was nicht stimmen. bedauerlich nenne ich das.
erneut: Liebe Unbekannte.
ich habe sehr wohl vor allem semantisch und semiotisch argumentiert – sollte Ihnen das nicht aufgefallen sein, wechseln Sie bitte Ihre Dozenten! Es geht nicht um Machtstrukturen – Gender Studies wollen gern, dass es darum geht – sondern um Alltagsstrukturen: in der mündlichen und schriftlichen Kommunikation, im Geschlechterverhältnis (das nun mal auf der Anziehung von Mann und Frau beruht) und im Wissenschaftsverständnis (das auf Rationalität und Objektivität beruht: ja, es gibt eine geschlechtsneutrale Wirklichkeit).
Aber ästhetische Argumente spielen in diesem Kampf um politische Sprachbeeinflussung leider nur eine untergeordnete Rolle. Natürlich ist Professx ein total hässliches und unaussprechbares Wort. Aber Lehrling war auch viel schöner als Ausbildender. Man stelle sich vor Goethe hätte eine Ballade namens „Der Zauberauszubildende“ geschrieben oder Novalis einen Roman namens „Die Auszubildenden zu Sais“. Da wäre die Blaue Blume der Romantik ja schon beim Titel welk geworden.
Um das Handelsblatt zu zitieren: „Gender-Studies „setzen“ ihre These als unverrückbares Axiom – und zimmern dann fleißig an einem Theoriegebilde, das diese niemals in Frage zu stellende Ausgangsthese untermauert und erhärtet. Um nun den Mangel an wirklichen Gedanken zu verbergen, machen manche sich einen imponierenden Apparat von langen, zusammengesetzten Worten, intrikaten Floskeln, unabsehbaren Perioden, neuen und unerhörten Ausdrücken, welches (…) einen möglichst schwierigen und gelehrt klingenden Jargon abgibt. Man empfängt keine Gedanken, fühlt seine Einsicht nicht vermehrt, sondern muss aufseufzen: ‚Das Klappern der Mühle höre ich wohl, allein ich sehe das Mehl nicht‘ (Schopenhauer).
vg
dth