Wir müssen angesichts der bevorstehenden NRW-Wahl über den kommenden Wahlkampf nachdenken. Und der kann nicht nur aus politischen Gründen richtig stressig werden. Mir stachen drei Trends ins Auge, gegen die wir gewappnet sein müssen.
Heiner Müllers Prognose heraufziehender Verteilungskämpfe wurde im Taumel der Wende ebenso oft belächelt wie zurückgewiesen. Mit dem Ausbrechen barbarisch geführter Terrorkriege und den daraus resultierenden Flüchtlingsströmen ist sie allerdings Realität geworden. Ein Vierteljahrhundert danach könnte es also durchaus an der Zeit sein, Heiner Müllers Texte neu zu lesen, da sie an Relevanz und Aktualität nichts verloren haben. „Zu entdecken sind prophetische Analysen, die Elend und Schrecken des triumphierenden Kapitalismus im Voraus zur Sprache bringen“ verheißt der Suhrkamp-Verlag. Ich habe den Band gelesen.
Wir müssen über das Kommando Cyber- und Informationsraum (KdoCIR) nachdenken, das mit großem Brimborium Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Bonn in den Dienst gestellt hat. Geführt von einem Drei-Sterne-General, wird das Kommando fast so groß wie die ganze Marine und bis 2021 voll einsatzbereit sein. Zudem soll bis 2018 ein eigener, internationaler Cyber-Studiengang an der Universität der Bundeswehr in München mit 13 Professuren und bis zu 70 Absolventen jährlich ins Leben gerufen werden.
Wir müssen über die Farbe Weiß nachdenken, die hellste aller Farben. Sie wird im westlichen Kulturkreis manchmal mit Wertfreiheit, Stille und Leere assoziiert; in der Regel aber mit freundlichen Begriffen. Entsprechend steht sie als „royale Farbe“ u.a. für Hochzeit, Unschuld, Jungfräulichkeit; Unsterblichkeit /Unendlichkeit sowie Reinheit. Eine weiße Flagge bedeutet: Sofortiger Stopp der Schlacht, Kapitulation, Waffenstillstand oder Frieden. Im Judentum und als liturgische Farbe im Christentum bedeutet die Farbe gar Heiligkeit. In anderen Landstrichen dieser Welt sieht das anders aus.
Wir müssen über das saarländische Wahlergebnis nachdenken. Auf den ersten Blick ist alles gut. Wir sind in den inzwischen 11. Landtag in ununterbrochener Folge eingezogen. Sowohl die Grünen als auch die FDP blieben außen vor – damit wurde auch RRG verhindert. Und die SPD-Verluste beweisen, dass der Hype um die neue sozialdemokratische Lichtgestalt St. Martin gestoppt wurde. Also haben wir allen Grund zu einer Gratulation in das Land, aus dem u.a. Marx, Honecker und Lafontaine kommen.
Wir müssen, mal wieder, über St. Martin Schulz nachdenken. „Die SPD feiert Martin Schulz inzwischen wie eine Groupie-Truppe ihren Popstar – kreischend und völlig ergeben“, textete Ex-Focus-Chef Wolfram Weimer jüngst anlässlich eines Parteitags-Wahlergebnisses von 100 Prozent – das schaffte nochmal nicht Honi. Aber die SPD hat mit Schulz so ein doppeltes Problem.
Wir müssen über die Niederlande nachdenken (nein, nicht Holland, das ist als Nord- und Südholland nur eine von 12 Provinzen). Da wurde letztes Wochenende gewählt – und die Wahlergebnisse, die die bisherige Parteienlandschaft des Landes gehörig durcheinanderwirbelte, erfuhren in Deutschland eine so bemerkenswerte Umdeutung, dass man mindestens von Fake-News sprechen muss.
Wir müssen über Ernst Moritz Arndt nachdenken. Ein Mensch namens Hermann Göring hat 1933 der Universität Greifswald diesen Namen verpasst. Diesen mehrfach naheliegenden Namen: Arndt, 1769 auf Rügen geboren, Gelehrter, Freiheitskämpfer und Paulskirchen-Abgeordneter, war einst selbst Student und Professor in Greifswald. Der entnazifizierenden DDR ging der Mann wohl schlichtweg durch die Lappen, deshalb hieß die Uni auch 1990 noch so. Au weia. Seitdem gibt’s Streit, und vor wenigen Wochen hat den der Senat entschieden. Zuungunsten des Namens: Arndt muss weg.
Wir müssen über das Wort Verbotskultur nachdenken. Genau die greift derzeit in allen Altparteien um sich, dass es den Narren die Nase vom Gesicht zieht. Gäste von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) werden seit Anfang Februar nur noch vegetarisch verköstigt – Fleisch und Fisch wurden verboten. Das Kölner Antirassismusforum witterte zu den tollen Tagen Diskriminierung – und wollte Geisha-, Indianer- und Araberkostüme verbieten. Und ein bayrischer Karnevalsverein hat aus seinem „Negerball“ einen „Negaball“ gemacht.
Geschrieben in Massenmediales, Spezielles am 24. Februar 2017 0 Kommentare »
Wir müssen über die knapp 800 000 Euro teure Öffentlichkeitsarbeit der Sächsischen Staatskanzlei der Jahre 2015 und 2016 nachdenken. Andre Barth MdL stellte dazu nämlich eine kleine Anfrage. die wieder Erstaunliches zutage förderte.