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Archiv für die 'Massenmediales' Kategorie

„Ja, Realität scheint zerfasert, Reflexion mühsam, Probleme sind komplex, Sachverhalte vieldeutig. Boulevard bedient die Sehnsucht nach Einfachheit und Einheit, und die ist mit personalisierten Emotionen sehr leicht herstellbar. Die Unterschiede zwischen „Fluthelfer-Plakat sorgt für Ärger” (SZ-Online) oder „Panne beim Flut-Plakat“ (BILD) halte ich für marginal.“ Ein Interview mit mir von PR-Frau Sylvie Weidlich über Medien und Medienmachen.

Direktor Uwe Kammann hat auf der Internetpräsenz seines Instituts die Nominierung des DC versucht zu verteidigen. Halbherzig, wie ich finde, mit teilweise hanebüchenen Argumenten. Aus diesem Grund habe ich ihm geantwortet – in Form eines offenen Briefs.

Das Dschungelcamp (wenn auch die Folge des letzten Jahres, mit Dirk Bach) ist tatsächlich für den Grimmepreis nominiert. Ein Preis, mit dem Fernsehsendungen und -leistungen ausgezeichnet werden, die für die Programmpraxis nach Inhalt und Methode vorbildlich und modellhaft sind und der als institutionalisierte Fernsehkritik gilt. Gehts noch?

Da hat es nun auch „mein“ Institut getroffen. Das Institut für Kommunikationswissenschaft der Dresdner TU, an dem ich seit dem Sommersemester 1998 fast ununterbrochen Fernseh- bzw. Videopublizistik lehre, muss sich mit einem Plagiatsskandal auseinandersetzen:…

Ach was muss man oft von bösen
Textern hören oder lesen
Wie zum Beispiel von all jenen
Die sich ballbegeistert wähnen
Und zur jüngsten Meisterschaft
Testeten des Wortspiels Kraft.

Zugegeben: zuerst wollte ich vom Glauben abfallen, dann musste ich es (noch) nicht in anfangs befürchteter Fallhöhe – glücklicherweise. Glauben meint hier den Glauben an deutsches Qualitätsfernsehen. Oder besser: Qualitätsfernsehen aus Deutschland, denn die innovativen Eigenformate lassen sich, wenn überhaupt, gerade noch an zwei Händen herzählen. Es geht – natürlich – um den eben verliehenen Deutschen Fernsehpreis, vor allem um die Nominierung der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“.

Schon das zweite Posting hintereinander anlässlich eines Todesfalls – die Abschiede werden mehr und überwiegen die Ankünfte… Aber anders als mit Amy Winehouse‘ Musik verbinde ich mit Michael Cacoyannis viel mehr: einen der besten Filme aller Zeiten, nämlich „Alexis Sorbas“, mit einigen der besten Schauspieler aller Zeiten, eine kongeniale literarische Vorlage, eine grandiose Musik, dazu Reisen, Landschaften – und nicht zuletzt Lehrveranstaltungen. Das klingt chaotisch und will enträtselt sein.

Die politischen Funktionseliten fürchten sich vor ihren eigenen Programmen, wenn sie nur ansatzweise in eine Richtung tendieren, in die es aufzubrechen gelte, entsprechend sträflich vernachlässigen sie ihre „Kundschaft“ und enttäuschen sie. Ihre ehemaligen Anhänger sind ganz offensichtlich nicht in Scharen zum politischen Gegner übergelaufen, sie wollen nur nicht Merkel, Gabriel und Rösler für deren Profillosigkeit auch noch belohnen. Und nicht nur das – genau diese profil- und damit ahnungslosen Funktionseliten haben sich spätestens seit der großen Koalition auch auf allen Gebieten breitgemacht, in denen sie nichts zu suchen haben, sondern die ureigenstes Terrain von Leistungseliten sind. Das Resultat erleben wir täglich: eine Aushöhlung des Leistungsbegriffs. Diese gefährliche Entwicklung wurde jetzt auf absurde Weise an einer lagerfremden Kritik am Atomausstieg deutlich.

„Der Boulevard ist eine perfekt entworfene und stets bestens gewartete Hysterie- und Trivialisierungsmaschinerie der Republik. Er ist die postmoderne Heldenschmiede einer heldensüchtigen Gesellschaft in ihrer ganzen unheroischen Gleichgültigkeit“, meinte Christian Schüle zu einem Mainzer Mediendisput. Anläßlich der Vorbereitung einer Sondervorlesung (u.a. über den Zusammenhang von Regierungs-PR und Boulevard) mache ich mir Gedanken über die soziale Trivialisierung, die auch Georg Seeßlens in seinem beeindruckenden Opus „Blödmaschine“ gnadenlos seziert.

Muss man sich als promovierter Germanist, Journalist, Dozent, potentieller Wähler, Mensch und Ostdeutscher von einem westimportierten Lokalpolitiker der FDP als Versager, Dummschwätzer und Gossenjournalist verunglimpfen lassen? Ich meine nein. Dem „Nein“ folgt eine vom DJV Sachsen unterstützte Unterlassungsklage gegen Dresdens FDP-Chef Johannes Lohmeyer.

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