„Schlechte Bildung führt zu Milliardenkosten“
13. April 2011 von Thomas Hartung
Das wollte ich doch immer schon mal hören. Ok, manchmal schon gemunkelt wurde es, aber jetzt scheint es statistisch bewiesen: in einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. „Jährlich gingen 150.000 junge Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung ins Berufsleben“, heißt es da. „Wenn es nicht gelingt, diese Zahl zu halbieren, entstehen für die öffentlichen Haushalte Belastungen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro pro Altersjahrgang“.
Vor allem die Einnahmeverluste aufgrund geringerer Lohnsteuer-Zahlungen kommen den Staat teuer zu stehen, zeigt die Studie. Sie haben einen Anteil von 70 Prozent an den Gesamtkosten. Weitere Kosten entstünden durch entgangene Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sowie Ausgaben für Arbeitslosengeld und notwendige Sozialtransfers.
Es bleiben drei Möglichkeiten.
- Die vorhandenen jungen Menschen besser zu bilden. Das sehe ich angesichts der jungen Menschen einerseits und der sie Bildenden andererseits nicht.
- „Bildung“ umzudefinieren. So nehme man etwa an privaten FH irgendwelche Praktiker einerseits und werfe sie in irgendwelche von Nichtakademikern geleitete Bachelor-Studiengänge andererseits, die man sich aber von den Bachelorkandidaten bestens bezahlen lässt, und blase so bundesweit jährlich zehntausende viertel-, ja achtelgebildete „Absolventen“ in diese Republik.
- Die vorhandenen Menschen und Potentiale zu ignorieren und stattdessen aus Osteuropa ebenso williges wie billiges humanes Material zu importieren.
Alle drei Wege führen in Sackgassen. Aber bewusst gegen diese zu steuern, erfordert eine Unbequemlichkeit, die heute offenbar niemand denken geschweige leisten will.