Land am Ende des Landes…
27. April 2011 von Thomas Hartung
Lausitz – das klingt irgendwie lausig. Nach Überalterung und Arbeitslosigkeit. Und nach der Tristesse jener Mondlandschaften, die –zig Tagebaue hinterlassen haben.
Während die Braunkohleförderung einerseits als Arbeitgeber und Energielieferant die Existenzgrundlage der Lusitzen darstellte, zerstörte sie andererseits auch ihre Lebensgrundlage: Heimat muss Rohstoffgewinnung weichen. Mit dem Ende des Tagebaubetriebs verbleibt nicht nur kilometerweite Leere in der Landschaft, sondern auch Leere in der Zukunft der betroffenen Region. Die Alternative – die Leere, genauer die Tagebaurestlöcher, mit Wasser füllen, wie als Kühlung für die Wunden, die der Mensch der Erde zufügte. Bis 2025 soll so Europas größte künstliche Wasserlandschaft entstehen; Großräschen (das mit Senftenberg und Hoyerswerda das kohleträchtigste Dreieck bildete) will sich schon „Seestadt“ nennen.
Positiv daran finde ich: es werden keine Steine zu neuen Häusern, ja Städten aufgetürmt. Meistens hört die Weisheit von Stararchitekten und Stadtkonstrukteuren da auf, wo der Freiraum anfängt. „Es war zum Heulen, wenn nicht unanständig, sich hier eine Stadt vorzustellen, schrieb Rem Koolhaas auf das Foto einer weiten, grün-gelben Ackerlandschaft – dem Wettbewerbsgebiet für die neue Stadt Melun-Sénart bei Paris. Er hielt die leere Landschaft für schützenswert, denn der leere Raum, so Koolhaas, sei heute der einzige Teil der Welt, über den in unserer Gesellschaft ein positiver Konsens bestehe. Der bebaute, volle Raum stelle sich den meisten Menschen als Schimäre dar, es gehe also nicht darum, Stadt zu planen, sondern Stadt zu vermeiden. Aber Leerlassen reicht nicht. Freiräume verlangen nach Definition. Leere Landschaft mag wohl frei sein von Gebäuden, nicht aber frei von Aktivitäten, Nutzungen, Interessen.
Und das finde ich negativ: können Marinas, Strände und unzählige Wassersportangebote solch einer Landschaft gerecht werden? Das ist keine Umwidmung, auch keine Umstellung, das ist eine Umkehrung: wo früher die Kumpel malochten, segeln später die Kunden. Was für eine Zeit.
Gegenwärtig aber ist diese Landschaft nur eins: leer. So leer, dass sie manchmal grandios, ja ängstigend wirkt. Und so leer, dass sie manchmal verlassen, ja bedrückend wirkt.
Solch einen Charakter habe ich bei keiner weiteren Landschaft jener Weltgegenden gefunden, die ich schonmals bereiste. Allenfalls zwischen den Feuerbergen des Timanfaya-Nationalparks auf Lanzarote habe ich mich so ambivalent, ja klein gefühlt. Aber die Feuerberge hat die Natur geschaffen. In der Lausitz war der Mensch am Werke…