Haferkamp und die Folgen
10. Oktober 2012 von Thomas Hartung
Da hat es nun auch „mein“ Institut getroffen. Das Institut für Kommunikationswissenschaft der Dresdner TU, an dem ich seit dem Sommersemester 1998 fast ununterbrochen Fernseh- bzw. Videopublizistik lehre, muss sich mit einem Plagiatsskandal auseinandersetzen: dem der hoffnungsvollen Jun.-Prof. Nina Haferkamp, die in ihrer an der Uni Duisburg-Essen eingereichten Promotionsschrift ungekennzeichnet geklittert haben soll. Ich hatte mich, ironischer weise zum Start meines Blogs, bereits über Guttenberg empört. Ich will versuchen, die mit regionalem Touch versehene weibliche Variante ein wenig unaufgeregter zu betrachten. Nichtsdestotrotz habe ich dabei denselben schalen Geschmack im Mund, der für mich seitdem mit den Bereichen Forschung, Hochschule und Ämterbesetzung verbunden ist. Ähnlich wie in meinen Anmerkungen zum „verwässerten Studium“ tue ich das ebenfalls anhand diverser Kommentare vor allem zu den Berichten in „Zeit“ und “FAZ“ und verwebe sie zu einer subjektiven Collage.
Vorab: mir geht es, wie auch bei Guttenberg, um bestimmte Prinzipien, die für mich indizieren, dass im aktuellen deutschen Wissenschaftsbetrieb viel falsch läuft. Ich habe weder die Arbeit gelesen noch die zur Rede stehenden Textstellen überprüft. Abgesehen von diversen Re-Checks („Beim Vergleich der Dissertation mit ihren ungenannten Quellen treffen Webers Vorwürfe alle zu.“, FAZ), hat mich vor allem abgeschreckt, wie sowohl in den Amazon-Rezensionen als auch in den Kommentaren die Qualität der Promotionsschrift – gelinde geschrieben – bezweifelt wird. Allen voran die Zeit „Tatsächlich wirkt diese Dissertation selbst für Laien in weiten Teilen banal. Und Rechtschreibfehler ziehen sich durchs Werk; schon der erste Satz der Druckausgabe enthält den ersten Lapsus.“
Und weiter lese ich „Eine Lektüre der inkriminierten Studie zeigt doch vor allem, dass die Arbeit ein durch keinen Gedanken zusammengehaltener Wortsalat ist“, oder „Rechtschreibfehler im ersten Satz? Wikipedia? Wenn ich mich an die Regeln an meiner Uni und die entsprechenden Strafen für Studenten bei Seminararbeiten erinnere, dann muss ich einfach sagen, dass jemand, der solche Fehler macht, nicht das Recht hat, über Studenten und ihre Noten zu entscheiden.“, oder gar „Macht euch mal den Spaß, und leiht euch die Diss. aus der Bibliothek eures Vertrauens. Das ist alles so ohne jeglichen Anspruch – in keinem anderen Fach würde man damit davonkommen! Ganz große Peinlichkeit für diese Person UND für ihr Fach.“
Ein „branchenfremder“ Kollege staunte darob nicht nur, sondern forderte zugleich implizit die Branche heraus: „Das würde mich jetzt doch interessieren, ob diese Dissertation auch für Fachleute banal ist? Und wenn ja, wieso man für eine banale Doktorarbeit (mit oder ohne Plagiat) eine Professur erhält? Das ist vielleicht meine naive Sicht als Naturwissenschaftler, aber wenn jemand im „Material und Methoden“-Teil seiner Doktorarbeit seine Beschreibung, wie er pH-Werte gemessen hat, kopiert, statt sie in eigene Worte zu fassen, dann sehe ich das fast als eine lässliche Sünde. Wenn dagegen ein Teil des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns gestohlen wurde, ist das sehr schwerwiegend. Und wenn der Erkenntnisgewinn der Arbeit banal ist, sollte dies zumindest zu einer schwachen Note und einem Ende der akademischen Karriere führen.“
Die Herausforderung ist nach meinem Wissen bis heute nicht angenommen worden; ich habe bis dato keine wissenschaftliche Rezension der haferkampschen Arbeit entdeckt.
Die primären Aspekte meines ambivalenten Unbehagens sind diese:
1 Wieso kann man Plagiatsjäger ebenso verurteilen wie plagiierende Wissenschaftler?
2 Wieso sind Dresdner Plagiierende medial anders zu behandeln als andere Plagiierende?
3 Wieso spielen in der Wissenschaft nichtwissenschaftliche Kriterien eine offenbar zu große Rolle?
1) Was diesen Fall so besonders macht, ist in der „Zeit“ dargelegt worden. Aber sind es nun nur „niedere Motive“ ob des entgangenen Lehrstuhls, die S. Weber zu unterstellen sind? Das Spektrum beginnt bei Äußerungen wie „es mag niedere Beweggründe bei sowas geben, genau wie die höchstmöglichen: was kann man mehr im Leben erreichen als die Regierung/ das Land vor einem (bestenfalls) Blender wie Guttenberg zu bewahren, der auf dem besten Weg war, Kanzler zu werden“. Es setzt sich fort über „Und selbst wenn es genau so ist: Dann ist Weber kein besonders sympathischer Zeitgenosse, aber an den Fakten, und anscheinend existieren ja Belege für umfangreiche Abschreibereien, ändert das doch gar nichts. … Ich finde das richtig, dass wissenschaftlicher Betrug geahndet wird, wer das warum herausfindet, ist mir gleichgültig.“ Oder „Der akademische Markt ist hart umkämpft und es kann nicht angehen, dass Plagiate in dieser Arena zum Erfolg führen. Wissenschaftlicher Wettbewerb funktioniert nur, wenn alle bereit sind, nach den Regeln spielen.“ Oder auch „Seltsamerweise scheint es bei diesen Menschen kein wissenschaftliches Gewissen zu geben. Stattdessen werden diejenigen als „Denunzianten“ beschimpft, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, solcherlei Missstände aufzudecken und belegte Fakten zu präsentieren.“
Und das Spektrum endet letztlich mit einem Plädoyer für Redlichkeit „Und für die Gesellschaft spielen die persönlichen Motive, die Herrn Weber zur Nachforschung bringen, eine eher untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass Betrüger entlarvt werden. Und falls Frau Haferkamp betrogen hat, ist es durchaus richtig, dass sie ihr Leben neu anfangen muss. So wie derjenige, der ehrlich war und nur aufgrund ihres Betruges ein anderes Leben führen muss. Es wird höchste Zeit, dass endlich die echten Opfer Mitleid erhalten, und nicht immer die Täter zu Opfern stilisiert werden. Herrn Weber kann man nur wünschen, dass er weiter nachforscht. Denn in den Unis wird ganz offensichtlich vieles nicht geprüft.“
Da mutet es seltsam an, Verteidigungen zu lesen wie „Ich bin kein Wissenschaftler, deswegen kann ich das sagen: Bei mir hätte die Menschlichkeit Vorrang gehabt. Menschen, die die Wissenschaft über die Menschlichkeit stellen, sind mir unheimlich, genauer: zuwider.“ Genau dieses Problem kam bereits bei Guttenberg auf: offenbar kann die Wissenschaft dem Rest der Bevölkerung nicht mehr klarmachen, nach welchen Regeln sie eigentlich funktioniert und weshalb diese Regeln wichtig und einzufordern sind. Entsprechend ist zu lesen: “…weshalb so auf so bemitleidende Art darauf hingewiesen wird, dass Frau Haferkamp nun „ihr Leben neu beginnen müsse“. Als ob derjenige an ihrem, ja, Betrug schuld wäre, der ihn aufgedeckt hat. Sollte sie nicht abgeschrieben haben, reicht weder die Anklage von Herrn Weber, noch hätte er Stellen, die dies zu belegen imstande sind, zur Verfügung. Er hat aber ganz offensichtlich viele solcher Stellen gefunden, was auch dadurch unterstrichen wird, dass die UNI sich ernsthafte Gedanken über Frau Haferkamp macht.“
Haferkamp hat die Dresdner Exzellenz-Universität düpiert, die ihren wissenschaftlichen Rang ebenso verteidigen muss wie die Heim-Uni, die in vielen Kommentaren übrigens kleingeschrieben wurde, bspw. „Doch noch enttäuschender ist der Umstand, dass eine Kommunikationswissenschaftlerin – und die Frau Haferkamp hat das Fach ja einige Jahre „studiert“ – nicht fähig ist, ihre Gedanken ohne wiki-Beistand zu formulieren. Was, nebenbei gesagt, ein miserables Licht auf die Lehranstalt wirft, in der sie ausgebildet wurde.“
Daneben düpiert sie die plagiierten Autoren sowie die Hochschul- und auch die Gymnasiallehrer, die ihren Schülern korrektes Arbeiten beibringen wollen. Und natürlich alle, die ihre Titel redlich erworben haben; aber sich angesichts von „Promotionsagenturen“, Ghostwritern usw. für ihre Redlichkeit scheinbar schon rechtfertigen müssen. Bislang stand der Doktortitel für wissenschaftliche Gründlichkeit, akademische Reife und die Fähigkeit selbstständigen und akribischen Forschens. Und dafür, füge ich hinzu, der allgemeinen Nivellierung unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. Haferkamp erwies sich aber eben nicht als gründlich und selbständig, sondern als oberflächlich und letztlich als mindestens akademisch unreif. Das sah auch ein Kommentator so: „Moral ist relativ, aber Inkompetenz nicht. Erstens hat die Dame gezeigt, dass sie nicht die moralische Integrität besitzt, die eigentlich von einem Professor erwartet wird (wer bei so etwas plagiiert, der lässt auch schnell mal hier oder da für den entsprechenden Gegenwert eine Zahl auf einem Zeugnis etwas kleiner werden) und zweitens hat sie gezeigt, dass sie ganz einfach unfähig ist. Wäre das einem Naturwissenschaftler oder Mediziner passiert – schon schlimm genug, aber jemanden, dessen Job es ist(sein sollte), sich über Kommunikation Gedanken zu machen? Nein, versagt auf ganzer Linie. Da spielt es keine Rolle, ob sie nun vor dem Karriereaus steht oder nicht, so jemand gehört aus dem Lehr- und Forschungsbetrieb entfernt.“
2) Auf den Seiten des IfK ist auf einer Veranstaltungsankündigung zum Thema zu lesen: „Die Prüfung, ob die sicher nicht unerheblichen Regelverletzungen Frau Haferkamps den gesamten wissenschaftlichen Wert ihrer Dissertation zunichtemachen, also ein „Plagiat“ in dem Sinne darstellen, dass keine maßgebliche wissenschaftliche Eigenleistung mehr übrig bleibt, steht noch aus. Das ist der Hintergrund, warum wir in unserer bisherigen Kommunikation vor einem nicht wieder rückholbaren öffentlichen Pranger gewarnt haben.“ (Hervorhebung von mir) Das mutet nun sehr dubios an. Abgesehen davon, dass sämtliche anderen Mitteilungen über ähnliche Verdachtsfälle von Guttenberg über Saß usw. bis Koch-Mehrin ebenfalls zuerst Verdachtsmeldungen waren – hier wurden sie durch für jedermann frei zugängliche Textvergleiche von Anbeginn über das Maß eines Gerüchts oder einer Anschuldigung gehoben. Damit (und mit zusätzlichem Rekurs auf den Nato-General Günter Kießling aus den 80ern) zu argumentieren, zeugt ebenso von wenig Zutrauen in die Causa wie die fehlende offensive Argumentation, wie ein Kommentator anmerkt „Mal ganz ehrlich: wenn jemand meine Doktorarbeit angehen würde, mir fehlende Quellenangaben, falsche Zitate etc. unterstellen würde, würde ich offensiv damit umgehen und Beweise fordern. Und zumindest in meinem Umfeld würden das alle so tun. Aus diesem Grund ist das Schweigen und die Hinhaltetaktik schon Beweis genug.“
Die Universität Duisburg-Essen prüft also den Fall, diese Prüfung kann noch dauern. Daraus eine Prangersituation zu konstruieren halte ich für genauso falsch wie die Trennung von Plagiat und wissenschaftlicher Eigenleistung, wie ebenfalls ein Kommentator anmerkt: „egal wie wichtig der aus Wikipedia übernommene Teil für die Dissertation von Frau Haferkamp ist – wörtlich abschreiben ist ein Plagiat, und das ist wissenschaftlich unsauber (und unredlich), und es ist vor allem: ausgesprochen dumm. Denn das Plagiat kann nun wirklich jeder nachprüfen. Wenigstens die Mühe, das bei Wikipedia vorgefundene in eigenen Worten zu schreiben, hätte sie sich machen können. Fazit: die Dame ist für eine wissenschaftliche Karriere ungeeignet, mindestens ethisch, eventuell auch intellektuell. Die restlichen Umstände sind für Journalisten zwar ein gefundenes Fressen, aber irrelevant.“ Ein anderer fragt „Es muss bereits jeder Studierende eine Eigenständigkeitserklärung zu dessen Hausarbeit beilegen, dass jede dem Wortlaut oder dem Sinne nach entnommene Stelle entsprechend gekennzeichnet wurde. Für Dissertationen gilt das nun nicht? Natürlich macht es Arbeit, den Stand der Forschung in eigenen Worten darzulegen. Aber dafür gibt es dann auch den höchsten akademischen Grad verliehen. Deswegen kann ich nicht verstehen, warum sich gewisse Leute darauf berufen, es sei „nur die Einleitung und der Überblick über den Forschungsstand“ abgeschrieben worden und „der Kern der Arbeit“ werde davon nicht berührt. Dann hätte man den Überblick auch gleich weglassen können, dieser sollte den Gutachtern ja bekannt sein.“
Aber selbst damit noch nicht genug: Sprache als „endlich“ darzustellen, daraus zu folgern, es gäbe nur begrenzte Möglichkeiten, Sachverhalte auszudrücken – das ist armselig. Sprache ist unendlich, allein das Deutsche kennt mit Komposition, Derivation und Konversion drei Wortbildungstypen, von sich verschiebenden Semantiken ganz zu schweigen. Entsprechend harsch fallen die Kommentare dazu aus: „Unglaublich finde ich, wie die Uni Dresden die Arbeit auch noch zu rechtfertigen versucht. Anscheinend ist man dort der Ansicht, dass man mit einem wortwörtlich aus Wikipedia kopierten Theorieteil immer noch die wissenschaftlichen Anforderungen an eine Dissertation erfüllt. Mir schwant Übles für das Niveau von kommunikations“wissenschaftlichen“ Dissertationen in Dresden (bzw. Duisburg-Essen).“ ist da zu lesen, oder auch „Schön und gut, aber einen Textbeleg kann man IMMER angeben und zudem muss das Zitierte dann auch im Text entsprechend deutlich HERVORGEHOBEN werden, damit gleich klar erkenntlich ist, dass man hier zitiert und keine eigenen hochinnovative Konzepte/ Inhalte oder auch nur Worte benutzt. Ist doch nichts Schlimmes dabei und ich verstehe diese verlogene Eitelkeit nicht, sich stattdessen dreist mit fremden Federn zu schmücken und zu hoffen, dass es keiner merkt.“
3) Die Frage nach den Besetzungskriterien bringt ein Kommentar auf den Punkt: „Dass Herr Weber auch persönliche Motive hat, ist sehr gut nachvollziehbar. Wenn man sich auf eine Professorenstelle bewirbt und als zweiter dann auf eine Stelle nachrücken müsste, weil die erste Wahl abgesagt hat; und daraufhin die Stelle aber neu ausgeschrieben wird, dann stellt sich schon die Frage, was da nun eigentlich los ist. Um Qualifikation geht es dabei vermutlich nicht.“ Worum dann? Ein anderer Kommentar fragt prompt: „Warum muss aber jemand mit 30 Professor werden, sich in den Focus stellen, gibt es wirklich keine gleichgebildeten bewährten Älteren?“ Weber selbst steht ja wohl außerhalb jeder akademischen Diskussion, seine „Theorien der Medien“ sind seit Jahren eins meiner Standardwerke in den Vorlesungen, er wäre mit abgeschlossener Habil. akademisch höher qualifiziert. Vielleicht eine Benachteiligung wegen falschen Geschlechts – aber aus reziproker Perspektive?
In seiner klugen Bilanz „Guttenberg oder der „Sieg der Wissenschaft?“ hat Andreas Fischer-Lescano ein Jahr nach Guttenberg ein bitteres Resüme gezogen: „08/15 wird zum akademischen Standardmaß. Auf der Ebene der Institution herrscht eine Orientierung an akademischen Großprojekten vor. Wissenschaftliche Reputation wird vorrangig durch die Integrationsfähigkeit in solche Verbünde bestimmt. Unorthodoxe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden in diesem Wissenschaftsbusiness als Risiko wahrgenommen. Sie sind nicht gut in die Netzwerke reziproker Begutachtung eingebunden und bilden widerständige Störfaktoren im Exzellenzrad.“ Wegen erwiesenen Könnens vielleicht – „der Gute ist des Besseren Feind“?
Wegen atmosphärischer Befindlichkeiten – Männer eben nicht allein zu Haus?
Wegen… ?
„Eine Geschichte ohne Gewinner“ resümierte die „Zeit“. Das sehe ich komplett anders, und mit mir eine Reihe von Kommentatoren. „Gewinnerin ist die Redlichkeit in der Wissenschaft und Gewinner sind die Leute, die sich ihre wissenschaftlichen Meriten tatsächlich durch hartes Arbeiten erworben haben. Sie werden regelmässig von den Politbetrügern und den gekauften habilitierten Durchwinkern überholt.“ ist da zu lesen, oder „Gewinner dieser Plagiatshetze sind jene Menschen, die ernsthaft und gewissenhaft ihre Wissenschaftlichen Arbeiten verfassen, auch wenn sie länger am Studium sitzen. Nicht um sich dann mit einem Titel zu schmücken, sondern um einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Menschen, die einen Großteil ihrer Arbeit einfach aus einem Katalog kopieren, sind Betrüger und sollten auch als solche bestraft werden. Es handelt sich hier nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um eine bewusst begangene Täuschung, die einem unlautere Vorteile verschaffen soll.“
Ein anderer legt seinen Finger in eine Wunde, die ich ebenfalls schon bei Guttenberg diagnostizierte: „Wenn der Gerechtigkeit Genüge getan ist, empfinde ich das als enormen Gewinn. Allerdings ist es langsam an der Zeit, die Prüfer in die Pflicht zu nehmen. Schließlich haben diese die Dissertation ja angeblich geprüft und den Kandidaten promoviert! Da sollte dann nicht nur der Kandidat die Folgen alleine tragen. Vielleicht hätte das den weiteren Vorteil, dass es ein neues Klasse statt Masse-Denken gibt. Überhaupt muss ich sagen, dass solche Promotionsthemen kaum das Papier wert zu sein scheinen. Der höchste akademische Grad wird zu leichtfertig für Arbeiten vergeben, die der Wissenschaft nicht gerecht werden.“ Auf ein zu befürchtendes Resultat, das ich bei Guttenberg ebenso unterstellte – wie sich die Gedanken gleichen – verweist ein weiterer: „wir leben in einer Blender-Republik … Spätestens wenn in unserem Lande die Atomkraftwerke hochgehen oder die Flugzeuge abstürzen, weil das wissenschaftliche Personal sich durchs Studium/Promotion gemogelt hat und in der Praxis daher Fehler macht, wird man feststellen, dass in unserem Land/ Gesellschaft etwas nicht stimmt.“
Dem ist nichts hinzuzufügen außer dies:
„Im Leben stehen einem anständigen Charakter so und so viele Wege offen, um vorwärts zu kommen. Einem Schuft stehen bei gleicher Intelligenz und Tatkraft auf dem gleichem Platz diese Wege auch alle offen, daneben aber auch noch andere, die ein anständiger Kerl nicht geht. Er hat daher mehr Chancen, vorwärts zu kommen, und infolge dieser negativen charakterlichen Auslese findet eine Anreicherung der höheren Gesellschaftsschichten mit Schurken statt. Das ethische Durchschnittsniveau einer Gesellschaftsschicht wird umso schlechter, je besser und einflussreicher sie gestellt ist. […]“
Hermann Oberth (1894 – 1989, Begründer der Astronautik)
Schade…
Es ist schon traurig, dass die Frau Haferkamp gehen musste, sie war zweifellos eine der beliebtesten Lehrpersonen am Institut. Anderseits finde ich es richtig, dass die Täter bestraft werden.
Mir persönlich ist es peinlich, dass die Mühen für das Ergattern des Studienplatzes am IfK nicht mit der entsprechenden Lehre belohnt werden. Als Dozent sollte man in gewisser Art und Weise Vorbild für die Studierenden sein; im Fall von Frau Haferkamp ist das leider nicht so. Es lässt sich nur hoffen, dass der dunkle Schatten dieses Vorfalls nicht länger dem Institutimage schadet.
Sehr geehrter Herr Dr. Hartung,
Ihnen ist sicherlich bekannt, dass Herr Weber sich wie eine Kettensäge durch Ihren Lehrstuhl frißt und nun jetzt Frau [Name entfernt]…, aber sehen Sie selber ([Link entfernt]).
Vielleicht beginnen Sie Ihren neuen Text mit: „Plagiate… leider die dritte ;-(“
Mit freundlichen Grüßen
Ein begeisteter Leser
Bei der Besetzung der Juniorprofessur mit Frau Haferkamp hat die TU Dresden wohl einen Fehlgriff getan. Das kann passieren. Viel schlimmer finde ich es, dass inzwischen auch Dissertationen der TU Dresden auftauchen, die Plagiate enthalten. Siehe folgende Links auf Vroniplag:
http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Rh
(Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, TUD)
http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Kt
(Fakultät Umweltwissenschaften)
Als Absolvent der TUD befürchte ich, dass mein eigener Abschluss dadurch entwertet wird.
Mit freundlichen Grüßen
P. Richter
[…] beschrieben – eine offene Diskussion im Fach behindert. Die Podiumsdiskussion in Dresden und der Blogbeitrag von Thomas Hartung sind hier vorbildliche […]
„Ich habe weder die Arbeit gelesen noch die zur Rede stehenden Textstellen überprüft.“ Aus dem Artikel oben.
Ich finde es schon irritierend, wie hier seitenlang moralische Urteile gefällt werden, ohne dass der Autor sich die Fundstellen oder die Arbeit im Original angesehen hat.
Das muss Sie nicht irritieren. Ich habe eindeutig darauf verwiesen, dass es mir nicht um die Haferkampsche Arbeit geht, sondern die darunter verborgenen Mechanismen eines „Wissenschaftsbetriebes“, der an vielerlei krankt und den ich einer – unter anderem auch moralischen – Analyse unterzog. Alle anderen Leser haben das auch so verstanden. Daneben kenne ich die Kollegen der „Zeit“ und der „FAZ“, die die Arbeit gelesen haben, und hege keine Zweifel an deren Lauterkeit.