Mir reichts!
10. August 2015 von Thomas Hartung
Gleich drei Fälle journalistischer Manipulation sind mir heute morgen binnen weniger Stunden aufgefallen.
I) Mit Ausnahme der Passage „…als Aktivisten der Bewegung am helllichten Tag die verhasste EU-Flagge vom Fahnenmast auf dem Stadtschloss holten und das ganze auch noch in einem Video dokumentierten“ geht es in diesem Text nicht ein einziges Mal um Worte oder Taten der IB – und diese Aktion ist wahrlich keiner Erwähnung wert; nebenbei: wie kommt der Autor zur Wertung „verhasst“?. Am Ende dann aber taucht dieser behauptende Satz auf: „Wer beim Thema Rassismus auf Ruhe setzt, der schafft nichts anderes als ein ruhiges Hinterland für Rechtsextremisten.“ Wo aber geht es in diesem Text um „Rassismus“??? Und wo um Rechtsextremismus???
II) Man rechne einfach mal die Prozentzahlen dieses Artikels zusammen, vor allem bei den Sprachkenntnissen.
III) Der mdr hat sich der Hörerfrage angenommen, warum „fast nur männliche Asylbewerber“ nach Deutschland kommen. Im Teaser heißt es „Wir haben recherchiert und sind einem typischen Betroffenen begegnet.“ Es geht um einen 45jährigen verheirateten palästinensischen Bauingenieur aus dem Gaza-Streifen, der Frau und 2 Kinder zurückließ, hier Asyl beantragte und dessen Haus dreimal zerstört worden sei – er habe es bis dato auch dreimal wieder aufgebaut.
– Die Personalisierung ist schon darum manipulativ, da (wie aus dem Text selbst hervorgeht!) der Männeranteil bei 18- bis 35-Jährigen knapp 75 Prozent beträgt – ein 45 jähriger Verheirateter ist nicht typisch, aber besser zum Emotionalisieren geeignet: die zurückgelassene Familie lebt jetzt offenbar in Ruinen.
– Sie ist manipulativ, da „Palästina“ in der Liste der Hauptherkunftsländer von Asylbewerbern in Deutschland unter den ersten 10 Plätzen (2015) gar nicht auftaucht – hier führt in dieser Reihenfolge Syrien vor dem Kosovo und Albanien.
– Sie ist auch darum manipulativ, weil außer dem Schluss, dass es der Mann offenbar leid ist, in einem Gebiet des Nahostkonflikts zu leben, keinerlei Asylgründe mitgeteilt werden. Wären unsere Vorfahren immer ausgewandert, weil deren Häuser zerstört wurden…
– Sie ist erst recht manipulativ ob des Satzes „In traditionelleren Gesellschaften kommt hinzu, dass Familien oft einen Sohn aussuchen, um alleine vorauszugehen.“ – hier aber geht es um den Vater.
– Und sie ist manipulativ, da ein Hochschulabsolvent mit zudem „künstlerischer Zweitqualifikation“ die Ausnahme darstellt (warum eigentlich wird sein „hochqualifizierter Beruf als Bauingenieur“ betont, sind unsere Ingenieure nicht hochqualifiziert?). Allein laut dem aktuellen Bildungsbericht 2014 haben allein unter den 30- bis 35-jährigen Migranten fünf Mal so viele keinen allgemeinbildenden Schulabschluss und drei Mal so häufig keinen beruflichen Bildungsabschluss wie gleichaltrige Deutsche (u.a. hier und hier).
Mit einem Wort: UNSÄGLICH!
Wofür es seit 2009 ein Rechercheteam beim mdr gibt, weiß sicher niemand zu beantworten. Und warum wir immer noch solcherart „Journalismus“ mit unseren Gebühren zwangsalimentieren, auch nicht.