ASA-Editorial 9-2017
17. März 2017 von Thomas Hartung
Liebe Mitglieder, Förderer und Freunde der AfD Sachsen, liebe Leser;
wir müssen über Ernst Moritz Arndt nachdenken. Ein Mensch namens Hermann Göring hat 1933 der Universität Greifswald diesen Namen verpasst. Diesen mehrfach naheliegenden Namen: Arndt, 1769 auf Rügen geboren, Gelehrter, Freiheitskämpfer und Paulskirchen-Abgeordneter, war einst selbst Student und Professor in Greifswald. Der entnazifizierenden DDR ging der Mann wohl schlichtweg durch die Lappen, deshalb hieß die Uni auch 1990 noch so. Au weia. Seitdem gibt’s Streit, und vor wenigen Wochen hat den der Senat entschieden. Zuungunsten des Namens: Arndt muss weg.
Ein Unding. „Einen Freiheitskämpfer, Streiter für die nationalstaatliche Einheit und parteilosen Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung im Handstreich zu entsorgen war ein unwürdiges akademisches Schmierentheater“, habe ich mich empört. „Über ein Dutzend Schulen in Deutschland tragen diesen Namen, darunter viele Gymnasien in den alten Ländern. Diese Umbenennungspläne erinnern an die finstersten Zeiten der Restauration. Was passiert demnächst mit dem antisemitischen Martin Luther an der Universität Halle? Man muss Angst und Bange haben.“
Hinzu kommt die unerträgliche Begründung, dass der Name die Gewinnung internationaler Studierender und Wissenschaftler sowie die Darstellung der Universität als ein Ort fortschrittlicher Wissenschaft erschwere. Gerade in der DDR wurde hervorgehoben, dass Arndt mit seinen Schriften die Abschaffung der Leibeigenschaft 1806 in Pommern befördert hatte. Das gilt jetzt offenbar als ebenso rückschrittlich wie sein Patriotismus und seine Breitenwirkung. Besonders empörend ist der Zungenschlag, dass Arndt aufgrund seiner politischen Ambivalenz als „Stolperstein in der deutschen Geschichte“ angesehen wird. Für unbekannte Opfer zwischen 1933 und 45 werden ebensolche verlegt, um die Erinnerung wach zu halten. Arndt dagegen soll vergessen werden. Das ist ein Akt der Geschichtsvergessenheit und beweist die Richtigkeit seiner Botschaft: „Kein Respekt vor denen, die keinen Respekt verdienen“.
Nun begann nach dem Senatsbeschluss ein veritabler Kulturkampf, der sich um die Frage drehte, ob Arndt eine Altlast sei – weil er in seinen Werken zu Hass und Krieg aufgerufen und dabei regelmäßig nationalistische, antifranzösische und antisemitische Töne angeschlagen habe. Eine besondere Allianz entstand zwischen CDU, AfD und sogar einigen Linken, die in Arndts Ende den nächsten Fall von übertriebener Political Correctness sahen. Der Historiker Götz Aly, immerhin einer der renommiertesten NS- und Antisemitismusforscher, sagte: diese Umbenennung sei ein Werk von „Geschichtsexorzisten“, die als „Teufelsaustreiber“ in der deutschen Nationalgeschichte „reichlich Futter“ fänden.
Diese Woche nun stoppte das Bildungsministerium in Schwerin die entsprechende Änderung der Grundordnung der Hochschule: das Beschlussverfahren sei nicht rechtskonform gelaufen, begründete Ministerin Birgit Hesse (SPD). Natürlich will die Uni über den Namen nochmals abstimmen, ließ sie eilfertig verlauten. In diesen Raum nun stieß aber ein anonymer neuer Namensvorschlag auf den Internetseiten des NDR: „… fände ich eine Umbenennung in Joachim-Gauck-Universität Greifswald sinnvoll. Sicherlich würde diese Namensgebung hohe Akzeptanz in Wissenschaft und Bevölkerung finden.
Der Name steht für einerseits für mecklenburgisches Kolorit, vor allem jedoch für Vernunft, hohe integrative Fähigkeiten, Förderung von Kultur und Wissenschaft, Weisheit sowie gelebte Verantwortung. Die Greifswalder Universität sollte Vorbildfunktion haben. Mit einer solchen Namensgebung verbinden wir alle einen vorbildlichen Menschen, dessen Persönlichkeit und Wirken auch in 50 oder 100 Jahren noch Hochachtung hervorrufen werden.“
Weisheit, Vorbild, Hochachtung… Hm. Der Vorschlag muss wohl ernst gemeint sein, da ich bis zur Drucklegung dieses Textes nicht gekniffen worden bin, versichert
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dr. Thomas Hartung
Stellv. Landesvorsitzender