ASA-Editorial 13-2017
21. April 2017 von Thomas Hartung
Liebe Mitglieder, Förderer und Freunde der AfD Sachsen, liebe Leser;
wir müssen über die Farbe Weiß nachdenken, die hellste aller Farben. Sie wird im westlichen Kulturkreis manchmal mit Wertfreiheit, Stille und Leere assoziiert; in der Regel aber mit freundlichen Begriffen. Entsprechend steht sie als „royale Farbe“ u.a. für Hochzeit, Unschuld, Jungfräulichkeit; Unsterblichkeit /Unendlichkeit sowie Reinheit. Eine weiße Flagge bedeutet: Sofortiger Stopp der Schlacht, Kapitulation, Waffenstillstand oder Frieden. Im Judentum und als liturgische Farbe im Christentum bedeutet die Farbe gar Heiligkeit.
In anderen Landstrichen dieser Welt sieht das anders aus. In Afrika steht die Farbe bspw. vielerorts für Tod; als Körperbemalung dient sie dazu, mit jenseitigen Geistern in Kontakt zu treten. Auch Buddhisten tragen Weiß als Zeichen der Trauer im Gegensatz zum westlichen Kulturkreis. In China wird die Farbe Symbol für Alter, Herbst, Westen und Hinterlist; in gebrochenem, cremefarbigen Ton aber ebenfalls für Trauer verwendet.
Was haben wir also von „alten weißen Männern“ zu erwarten, denen aus einem bestimmten Lager auch noch die Attribute „abgehängt“ und/oder „zornig“ zugewiesen werden? So schimpften zwei Autorinnen in der ZEIT sogar jenseits von PEGIDA über den Zorn alter weißer Männer, die sich „wütend“ in „Horden“ zusammenschlössen und Ressentiments schürten. Den geschätzten Kolumnisten Harald Martenstein, der sich dieser Gruppe zugehörig fühlt, provozierte das zur These: „Der alte, weiße Mann macht jetzt das, was alle Machtlosen tun: er spottet über die Mächtigen.“ Er stehe im Grunde in der Nachfolge der Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen ihre Lieder gesungen hätten.
Au weia, dieser Rassist. Prompt wurde er gescholten als „alter, weißer, heterosexueller Mann, der sich seine Machtposition als reaktionärer Minderheitendiskriminierer nicht nehmen lassen will.“ Getoppt wurde das jetzt von der jüdischen (!) Autorin Mirna Funk und ihrem Gefasel von sich „aufbäumenden alten weißen Männern“. „Wer eine ‚feministische Terror-Gruppe gründen‘ und ‚die alten weißen Männer aus dem Weg schaffen‘ will, äußert damit lupenreinen Rassismus“, erklärte ich ihr. Das ist nicht nur alters- und geschlechterdiskriminierend, sondern befestigt die Vorrechts-Rolle eines Geschlechts, solange es das eigene ist. Wenn man soziale Netzwerke, das Internet und die Digitalisierung für weiblich erklärt, zeugt das von totalitären Denkstrukturen. Funks Urgroßvater, der große Chemnitzer Autor Stephan Hermlin, dürfte im Grabe rotieren.
Einen Tag später dann die 180-Grad-Wende: weiß war plötzlich nicht mehr politisch korrekt, sondern, klar, wieder rassistisch – ein unerträgliches Indiz von Pseudokorrektheit: beim Shitstorm gegen die Nivea-Kampagne „White is purity“. Nivea kann von Glück reden, dass die Dose mit dem Urprodukt der Marke, der weißen Allzweckcreme, blau ist. Blau ist der Himmel und das Postkartenmeer, Blau mag jeder, ob Blaumacher, Blaublüter, morgens schon Blauer oder Romantiker. Blau ist immer noch unverdächtig, obwohl das Image der EU (Fahnenfarbe Blau) gelitten hat (sie wird schon noch ihr blaues Wunder erleben) und wir als AfD diese Farbe gekapert haben.
Sein weißes Wunder also hat der Beiersdorf-Konzern erlebt, zu dem Nivea gehört. Der Name bedeutet „die Weiße“ (lat. Nives), da liegt es nahe, mit Weiß zu werben. Das tat die Firma auf ihrer Website für den Nahen Osten mit dem Slogan: „White is Purity“, Weiß ist Reinheit. Es ging dabei um ein Deodorant, das angeblich selbst auf weißer Kleidung keine Rückstände hinterlässt. Zu sehen war in der Reklame eine braunhaarige Frau von hinten in einem weißen Bademantel.
Weiß ist politisch, Weiß ist ein Reizwort, Weiß ist für viele offenbar nicht mehr die lichte Summe aller Spektralfarben, sondern nur noch eine Hautfarbe. Ein Shitstorm ging in den unsozialen Medien auf den Kosmetikkonzern nieder: Er sei rassistisch. Wer Weiß für ein Zeichen von Sauberkeit erkläre, diskriminiere Menschen mit dunklem Teint. Beiersdorf duckte sich weg und postete auf seinem amerikanischen Nivea-Account bei Twitter: Ja, diese Werbung sei unpassend gewesen, man bedauere zutiefst und entschuldige sich bei allen, die sie hätten sehen müssen.
Allerdings: „Rassistisch war an dieser Anzeige gar nichts“, musste sogar die FAZ eingestehen. „Sie zeigt keinen Millimeter Haut, welcher Pigmentierung auch immer –, sondern offenbarte ungewollt, welche Macht die selbsterklärten Reinheitswächter der Sprache und der Bilder inzwischen haben. Mit im Betroffenheitsgestus vorgetragenen Unterstellungen lösen sie zielsicher absurde Selbstbezichtigungen aus. „Weiß ist die Farbe der Unschuld“ wird zum gefährlichen Satz. „Black is Beautiful“ ist nicht minder riskant.“
„Es ist eher rassistisch, die Farbe Weiß mit Rassismus statt mit sauberen Achseln zu assoziieren,“ erklärte prompt Generalsekretär Uwe Wurlitzer. „Es kann nicht sein, künstliche Sprachkorridore zu errichten und dann zu bestimmen, wer sich dort bewegen darf. Kein Mensch ist illegal? Dann ist auch kein Wort illegal.“ Die AfD wehrt sich gegen jede Form von Sprachpolizei und lehnt ideologisch motivierte Interpretationen sprachlicher Selbstverständlichkeiten ab, bekräftigt
Mit freundlichen Grüßen, Ihr
Dr. Thomas Hartung
Stellv. Landesvorsitzender