ASA-Editorial 18-2017
26. Mai 2017 von Thomas Hartung
Liebe Mitglieder, Förderer und Freunde der AfD Sachsen, liebe Leser;
wir müssen über Bilderstürmerei nachdenken. Die Hamburger Bundeswehr-Universität (!) hat ein Bild im Flur eines Studentenwohnheims abhängen lassen, weil es den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt († 1915), zugleich Namensgeber der Hochschule, in Wehrmachtsuniform zeigt. Die Entfernung des Bildes erfolgte im Zuge der von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angestoßenen Überprüfung von Bundeswehreinrichtungen auf Wehrmachtsdevotionalien. Hintergrund ist der Skandal um rechtsextreme Vorfälle bei der Bundeswehr, der durch die Festnahme des Oberleutnants Franco A. ins Rollen kam.
Nun hat Schmidt einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, das Leitbild des Soldaten vom „Bürger in Uniform“ umzusetzen und die Innere Führung mit Leben zu füllen. Erinnert sei daran, dass in seiner Zeit die Universitäten der Bundeswehr erst geschaffen wurden. Helmut Schmidt kann durchaus als Person verdeutlichen, wie aus den Erfahrungen des Dritten Reiches heraus Anforderungen an die Bundeswehr und deren Soldaten formuliert werden müssen. Sein Bild abzuhängen, ist purer Aktionismus, dem das Nachdenken weichen musste.
Die Reaktionen darauf, zumal aus der Opposition, sprechen Bände. „Aus Sicht des Ministeriums hätte die Entscheidung nicht zwingend so ausfallen müssen“, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, dem von der Leyen vorsteht! Ex-Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD!) nannte die Aktion billig und empörend: „Hexenverbrennung hätte man das früher wohl genannt.“ „Dieses Beispiel beweist, dass die Ministerin Maß und Mitte verloren hat und die Truppe tief verunsichert“, sagte der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold. Ganz nebenbei: das Ministerium hatte das Streitkräfteamt bereits im Januar beauftragt, die Ausgabe des Liederbuchs „Kameraden singt!“ der Bundeswehr zu stoppen und eine neue Liederliste zu erstellen. Vor allem die Lieder „Schwarzbraun ist die Haselnuss“, das „Panzerlied“ oder das „Westerwald-Lied“ stünden in der Kritik.
Die Empörung war kaum abgeflaut, folgte der nächste Hammer, der den Wechsel vom Abbild zur bildenden Kunst vollzog: die sogenannte „Judensau“ an der Außenwand der Wittenberger Stadtkirche soll entfernt werden. Das fordert das „Bündnis zur Abnahme des Reliefs im Reformationsjahr 2017“. Das 700 Jahre alte Steinrelief zeigt eine Sau, an deren Zitzen Juden säugen. Dadurch sollten im Mittelalter Gläubige der mosaischen Religion geschmäht werden. Initiatoren des Bündnisses sind der evangelische Leipziger Pfarrer Thomas Piehler und Schwester Joela Krüger von der Evangelischen Marienschwesternschaft in Darmstadt. Das ist schon kultureller Talibanismus.
„Geschichte per Bilderstürmerei zu verfälschen und umzuinterpretieren macht sie nicht wahrer“, ärgerte ich mich. „Wie soll künftig eine aufgeklärte Generation heranwachsen, die Reliefs wie dieses in den Kontext einordnen kann? In letzter Konsequenz sollte Luther samt Reformation gleich mit abgeschafft werden.“ Geschichte lässt sich aber nicht einfach entsorgen.
Genau das aber forderte nur einen Tag später eine Gruppe Nürnberger Kulturaktivisten – das Bündnis „Noris ohne Mauer“ hat der Stadt ein Ultimatum gestellt: Bis Ende des Monats soll der Abriss des alten, längst nutzlos gewordenen Befestigungswerks in Angriff genommen werden. Passiert bis dahin nichts, wollen die Kulturschaffenden selbst Hand anlegen. Die Stadtmauer ist für die Aktivisten steingewordener Ausdruck einer in der Vergangenheit verhafteten Geisteshaltung. „Die Mauer muss weg“ – dieser politische Kampfruf aus dem letzten Jahrhundert soll zu neuen Ehren kommen. Denn sie sei ein Symbol für Kleingeistigkeit und Rückwärtsgewandtheit. Das muss sich ein historisch gebildeter Mensch mal zwischen den Ohren zergehen lassen. Mehr Geschichtsklitterung war nochmal nicht in der DDR, und das will was heißen, meint
Mit freundlichen Grüßen, Ihr
Dr. Thomas Hartung
Stellv. Landesvorsitzender