ASA-Editorial 21-2017
20. Juni 2017 von Thomas Hartung
Liebe Mitglieder, Förderer und Freunde der AfD Sachsen, liebe Leser;
wir kommen nicht umhin, nach gerade mal sechs Wochen – Stichwort Xavier Naidoo – erneut über die Rolle von Musikern in der aktuellen Politik nachzudenken. Ich meine nicht den Oberprinzen Sebastian Krumbiegel, der vor ein paar Tagen mit „Courage zeigen – Warum ein Leben mit Haltung gut tut“ seine Autobiographie veröffentlicht hat und bei Lesungen rundheraus sagt, dass er sich schäme, die Montagsdemo am 9. Oktober 1989 aus Angst nicht besucht zu haben, andererseits heute gegen Pediga und deren Ableger auf die Straße auf die Straße gehe, weil es wichtig sei, weiterhin Haltung zu zeigen. Hm. Solche Vögel kenne ich zur Genüge, und die machen alle keine Musik. Jynx torquilla heißen sie übrigens.
Nein, ich meine Campino, den Sänger der „Toten Hosen“. Eine 1982 gegründete Punkband, die vor allem für eines stand: eine radikale Ablehnung des Establishments, der Bürgerlichkeit, ja eine fundamentale Opposition zu allem, was irgendwie nach Mainstream oder gar Regierung roch. 35 Jahre später spielten die „Toten Hosen“ zunächst auf einer Anti-Pegida-Veranstaltung in Dresden. „Mit diesem Auftritt lag die Band genau in der vorgegebenen Linie“, erklärte damals der Dresdner Kreisvorstand Arndt Noack. Und weiter: „Ablehnung der Bürgerlichkeit? Kaum, denn erstens sind die Bandmitglieder mittlerweile allesamt gutbürgerlich finanziell versorgt, und zweitens war dies eine Veranstaltung, die ganz explizit das ‚Bürgertum‘ zum Protest gegen die Pegidianer aufrief. Fundamentale Opposition gegen die Regierung? Mitnichten, sondern ganz auf deren Linie. Oder wenigstens gegen den Mainstream? Vergessen wir das, die Mugge, die vor wenigen hundert Demonstranten stattfand, wurde von den Mainstreammedien bejubelt wie ein achtes Weltwunder.“
Und eben dieser Campino hat jetzt Schlagersängerin Helene Fischer vorgeworfen (zu der und deren Musik man stehen kann, wie man will – sie ist im übrigen Rußlanddeutsche), sich nicht gegen rechts zu positionieren. Er sieht dahinter Taktik von Fischers Management, das womöglich keinen Ärger wolle und sie daher anhalte, zu politischen Themen den Mund zu halten. Für ihn sei das keine Option: „Die Tatsache ist doch, dass man eher bereit sein muss, bei den Fans Verluste hinzunehmen, wenn man sich politisch positioniert.“ Schon zuvor der Sänger immer wieder mit Kritik an der AfD, aber auch der FPÖ aufgefallen. Über Angel Merkel (CDU) sagte er im Interview mit dem Magazin Rolling Stone: „Wenn mir Frau Merkel auf der Straße begegnen würde, würde ich zu ihr gehen und mich bedanken. Wie sie in der Flüchtlingskrise reagiert hat und sich lange nicht beirren ließ, davor habe ich großen Respekt.“
Sich nicht gegen rechts zu positionieren. Soso. Das brachte schon Frauke Petry auf die Palme, die twitterte „Merkel’sche Hofsänger machen sich einer gespaltenen Gesellschaft mitschuldig“. Und – das erinnerte den Pressesprecher des KV ERZ, Thomas Dietz, fatal an die DDR. „Festival des politischen Liedes – ist nicht mehr! Kommt aber wohl bald wieder… Wenn es nach den Wünschen von Campino, Lindenberg und Co geht.“ war der dritte Kommentar, den er daraufhin bei FOCUS online posten wollte – aber nicht durfte: alle Meinungsäußerungen wurden, natürlich ohne Begründung, gesperrt. Was sagt uns das?
Es könnte sein, dass eine „Kulturrevolution“ mit einer Kriminalisierung Andersdenkender im Gange ist. Der nächste Paragraf gegen „Rechts“ lautet dann womöglich „Passivität im Klassenkampf“: Sie haben sich heute noch nicht an der Brandrodung gegen die Relikte der Adenauer-Ära beteiligt? Das macht sie verdächtig! Noch ein weiterer Paragraf könnte folgen: Der Angeklagte zeigte einen „Mangel an Liebe zur Regierung“. Nordkorea, wir kommen!
Es könnte aber auch sein, dass da zu viel eisgekühlter Bommerlunder und mehr als zehn kleine Jägermeister im Spiel waren, meint
Mit freundlichen Grüßen, Ihr
Dr. Thomas Hartung
Stellv. Landesvorsitzender