ASA-Editorial 23-2017
3. Juli 2017 von Thomas Hartung
Liebe Mitglieder, Förderer und Freunde der AfD Sachsen, liebe Leser;
wir sollten mal über Namenskunde nachdenken. Warum? Der Psychoanalytiker Karl Abraham hat schon vor 100 Jahren behauptet, dass der Name oft zum Schicksal seiner Patienten passt. Da könnte was dran sein.
Vor acht Jahren sorgte eine Studie der Uni Oldenburg für Aufsehen. Sie kam zu dem Ergebnis, dass viele Grundschullehrer einen Jungen mit dem Namen Kevin als verhaltensauffällig abstempeln. Als eher freundlich und leistungsstark sahen die Lehrer hingegen Jungen mit den Namen Alexander, Maximilian, Simon, Lukas und Jakob. Positiv bewertete Mädchennamen waren Charlotte, Nele, Marie, Emma und Katharina. Auf der Negativliste standen Mandy, Chantal und Jaqueline. „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, kommentierte ein teilnehmender Lehrer damals.
Auch wenn die Nationalität nicht explizit angegeben ist, versteige ich mich mal zu der These: es waren mehrheitlich deutsche Lehrer, die Kindern mit deutschen Namen mehr Leistung unterstellten als solchen mit englischen. Hm. Jetzt wurde im STERN-Auftrag untersucht, ob der Vorname mit dem Erfolg im Beruf zusammenhängt. Erwartbares Ergebnis: ja. Je kürzer der Vorname, desto mehr Geld und Erfolg habe der Arbeitnehmer im Job. Deutschlands Top-Verdiener heißen dem aktuellen Gehaltsranking zufolge „Dirk“ und „Sabine“: der Durchschnitts-Dirk kommt demnach auf 120.200 Euro im Jahr, die Durchschnitts-Sabine auf 83.638 Euro. Auch Rainer, Jürgen, Susanne und Claudia gehen als überdurchschnittlich gut bezahlte Arbeitskräfte aus dem Ranking der Jobsuchmaschine Adzuna hervor.
Insgesamt verdienen Mitarbeiter, deren Vorname nur eine Silbe hat, meist mehr als ihre Kollegen mit einem zwei- oder dreisilbigen Vornamen: Namen mit zwei Silben bringen acht Prozent, solche mir drei Silben sogar 18 Prozent weniger Gehalt ein. Ein Grund: ist ein Name leicht zu schreiben, bleibt er auch leicht in Erinnerung. Umgekehrt schließen offenbar viele Menschen von einem komplizierten Namen auf eine komplizierte Persönlichkeit. Bernd Samland von der Kölner Namensagentur „Endmark“: „Echte Karrierekiller sind auch Doppelvorname und Doppelnachname, z. B. Ann-Katrin Müller-Lüdenscheid.“
Nochmal Hm. Nach Angaben des Namenkundlichen Zentrums der Universität Leipzig greifen Eltern nämlich immer öfter zu unkonventionellen, längeren Vornamen. Eine dpa-Liste standesamtlich beurkundeter Jungen- und Mädchennamen liest sich geradezu wie eine Figurenliste aus einer Fantasy-Komödie: Don Armani Karl-Heinz, Camino Santiago Freigeist oder Eisi Faust Erik bei den Jungen; Ferrara Melody Maxima, Frangi-Pany oder Sueann-Presess bei den Mädchen. „Trotz des Traditionsbewusstseins wird die Bundesrepublik bei den Vornamen immer bunter”, sagt die Leipziger Namensforscherin Gabriele Rodriguez.
Nun aber kommts: ein kurzer deutscher Vorname – Adolf – ist jetzt politisch korrekt in absoluten Verruf geraten – wovon ein „betroffener“ Journalist in der FAZ berichtet. Der Name ist althochdeutsch und bedeutet Edelwolf. Das ist doch schön, wäre da nicht jener Adolf aus Braunau am Inn, der dem Namen die Unschuld geraubt hat und noch raubt. So kamen 2006 in Deutschland über 672.720 Babys zur Welt, nur ein einziges wurde (allerdings mit zweitem Vornamen) Adolf genannt. Noch Ende des 19. Jahrhunderts war Adolf sehr geläufig, besonders in Süd- und Westdeutschland. 1890 stand der Name an dreizehnter Stelle auf der Beliebtheitsskala aller männlichen Vornamen (hinter Fritz, Franz oder Emil).
Vielleicht dachten Eltern an Adolf von Knigge, der seit Mitte des 18. Jahrhunderts für Anstand und gutes Benehmen steht, oder an Gustav Adolf, den protestantischen König aus Schweden. Auch Adolph Kolping genoss hohen Respekt, vor allem bei Katholiken, die dem sozial engagierten Kirchenmann mit Achtung entgegentraten. „Solche Leitbilder wie Adolph Kolping brauchen wir für die Kirche von heute“, sagte Papst Johannes Paul II. 1991 bei der Seligsprechung, aber er hat damals vermutlich nicht an den kontaminierten Vornamen gedacht.
Und nun? Ein namhafter DDR-Sportreporter verhalf mal dem deutschen Namen „Waldemar“ zu ungeahnter Karriere. Zu solchem Aufruf versteige ich mich nicht. Aber unseren Namen mit Respekt zu begegnen kann nicht schaden, meint
Mit freundlichen Grüßen, Ihr
Dr. Thomas Hartung
Stellv. Landesvorsitzender