ASA-Editorial 29-2017
30. August 2017 von Thomas Hartung
Wir sollten mal wieder über den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk nachdenken. Erst hatte es das ZDF in die Schlagzeilen des Boulevards geschafft: mit der Meldung, dass eine Schmonzette im vietnamesischen Dschungel nicht fertig gedreht werden konnte. Grund: die sehr hohen Temperaturen verursachten bei der Hauptdarstellerin einen Hitzschlag. Die Produktion und ihr Ausfall kosten den Gebührenzahler mehrere hunderttausend Euro, eine genaue Zahl will das ZDF nicht nennen. Da allerdings in allen Reiseberichten, Hotelsuchmaschinen, bei Urlaubsanbietern etc. nachgelesen werden kann, dass von Reisen nach Vietnam in den Monaten Juni, Juli und August wegen ungünstiger Wetterbedingungen abgeraten wird, bleibt nur der Schluss, dass die Verantwortlichen in Mainz nicht in der Lage sind, zu recherchieren und/oder Wetterberichte korrekt zu lesen – abgesehen von der erneuten Zwangsfinanzierung einer teuren Großproduktion, mit der den Zuschauern eine heile Welt vorgegaukelt werden soll.
Wenige Tage später hatte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Ausgabe berichtet, dass ARD, ZDF und Deutschlandradio bis 2029 einen Anstieg des Rundfunkbeitrags von derzeit 17,50 auf 21 Euro anstreben. ARD-Sprecher Steffen Grimberg hatte diesen Bericht als „frei erfunden“ dementiert. Daraufhin schrieb eine Deutschlandfunk-Autorin einen „Liebesbrief“ an die FAZ, der vor öffentlich-rechtlicher Arroganz nur so trieft. Höhepunkt ist der Passus „Natürlich haben wir mehr Geld als Ihr. Aber diese finanzielle Sicherheit ist, im Grundsatz natürlich, nicht in der Höhe, so von der Verfassung gewollt. Sie ist eine Marktverzerrung, zugegeben – aber eine, die sich dieses Land leistet, um eine Grundversorgung an Information sicher zu stellen.“
Ach? Als wüssten das die FAZ-Journalisten nicht, das mit der Grundversorgung. Wirklich arrogant wirkt aber der Satz „Natürlich haben wir mehr Geld als ihr“ vor allem vor dem Hintergrund, dass die „Marktverzerrung“ auch noch zugegeben wird. Prompt legte jetzt Jürgen Kaube in der FAZ mit einem Text unter dem Credo: „Wer behauptet, jeder müsse alles bezahlen, weil sonst das Gemeinwesen gefährdet sei, der verkauft die Bürger für dumm“ nach, der es in sich hat.
So schreibt er „Die größenwahnsinnige Bezeichnung der Fernsehgebühren als ‚Demokratieabgabe‘ durch einen Moderator, der vor allem durch das Vorlesen von Wählerumfragen hervorgetreten ist, unterstreicht die Fusion von Politik und Funk in den Köpfen der Begünstigten. Man hält sich für die Öffentlichkeit der Demokratie und zieht daraus den Schluss, einen Beitrag selbst von denen eintreiben zu dürfen, die sich andernorts oder gar nicht informieren wollen.“ Und resümiert „Nichts gegen Spaßköche, Heimatklänge und Länderspiele, nichts gegen Unterhaltung unter dem eigenen Niveau, nichts gegen Schlager von morgens bis abends und auf zig Radiosendern. Doch viel gegen das Für-dumm-Verkaufen der Bürger, sie hätten das alles unabhängig von der Nutzung teuer – etwa mit Versorgungsleistungen oft deutlich über denen des öffentlichen Dienstes, wie die Finanzkontrolleure seit Jahren monieren – zu bezahlen, weil sonst das Gemeinwesen gefährdet wäre.“
Donnerwetter. So deutlich las man das selten. Die AfD fordert seit langem eine grundlegende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Im Rahmen eines neuen Bürgerrundfunks sollen die momentanen Angebote verschlankt und auf objektive Berichterstattung, Vielfalt in der Kommentierung sowie kulturelle und bildende Inhalte konzentriert werden. Reine Unterhaltung soll zum großen Teil den Privaten überlassen werden. Eine Zwangsfinanzierung wie bisher wird abgelehnt.
Und als eine weitere vieler Rechtfertigungen dieser Forderung knallte am Wochenende die Meldung, dass der ehemalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender Angela Merkel vorwarf, das TV-Duell am 3. September durch massiven Druck ihrer Vertrauten zu einem reinen Kanzlerformat gemacht zu haben. „Solche Vereinbarungen nennt man sittenwidrig. Als Fernsehformat ist das eine Missgeburt.“
Bessere Wahlkampfmunition kann man nicht geliefert bekommen, meint
Mit freundlichen Grüßen, Ihr
Dr. Thomas Hartung
Stellv. Landesvorsitzender