Deutschland scheißt sich ab
1. September 2017 von Thomas Hartung
Die Kulturgeschichte der Toilette ist lang. Auf den Gemeinschaftsklos im alten Rom hat man im doppelten Wortsinn große Geschäfte gemacht: es wurde nicht nur gekotet, sondern auch gehandelt. Auf Kaiser Vespasians Latrinensteuer geht die Redewendung „Pecunia non olet“ (Geld stinkt nicht) zurück. Sicher nahm Sachsens Grünen-Fraktion diese Tradition zum Anlass, im August in einem Schreiben an die Landtagsverwaltung ihre Wünsche hinsichtlich des steuerzahlerfinanzierten Umbaus des Plenargebäudes 2018 zu äußern. Sie wünscht sich in den Toiletten: Aktenablagen.
Ein Witz? Keineswegs. Im Bürgerzentrum „Alte Feuerwache“ in Köln wird bereits gebaut: eine „kultursensible Toilette“, sprich eine Art Plumpsklo für Muslime, vom Land gefördert. Konrad Müller vom Vorstand des Bürgerzentrums sagt „Wir möchten den Menschen aus diesen Ländern damit das Gefühl geben, dass sie hier zu Hause sind.“ Klar sei ebenso, dass diese Toilette nicht in Ost-West-, sondern in Nord-Süd-Richtung gebaut werden müsse: „Nach Mekka kacken geht gar nicht“. Auch der Politologe Hans-Georg Lützenkirchen, ebenfalls Vorstand der Feuerwache, freut sich. „Unser Verein hat sich auch dem interkulturellen Lernen verschrieben. Und hier kann die einheimische Bevölkerung etwas über andere Kulturen lernen“, lässt er sich wie Müller im Kölner „Express“ zitieren.
Machen wir es also freiwillig ein bisschen mittelalterlicher für Menschen, die teilweise gar nicht wissen, was „Akten“ sind? Auch das ist leider kein Witz, sondern Symptom für einen retardierenden Zeitgeist, der sich anschickt, die Gesellschaft in ihre anale Phase zurückzubeordern. Es gibt weltweit etwa 2,5 Milliarden Menschen, die derzeit keinen Zugang zu Toiletten haben. Deutschland dagegen, wo 1860 auf Schloss Ehrenburg in Coburg die erste, heute selbstverständliche Toilette mit Wasserspülung in Betrieb ging, leistet sich Luxusprobleme, die ob ihrer Dekadenz in der Regel nur grünen Hirnen entspringen konnten.
So forderte Dennis Pirdzuns, Vertreter der Grünen Hochschulgruppe, im AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) der Bergischen Universität Wuppertal im Juni 2016 die Anschaffung von Tampons auf Männertoiletten für „unter anderem trans, inter und nonbinary Personen“. Der Beschluss ging mit zwei Enthaltungen bei null Gegenstimmen durch.
Man rechnet, dass rund einer von 5000 Menschen eine derartige sexuelle Orientierung hat; das macht bei ca. 21 000 Studenten sage und schreibe vier, die einen solchen „Toilettenservice“ nutzen dürften. Damit wurde der überwältigenden Mehrheit der männlichen und weiblichen Studenten zugemutet, mit einem Teil des Semesterbeitrags von 286,22 € eine mehr als fragwürdige Anzahl von Personen zu alimentieren.
Brauchen wir aber wirklich Tampons auf Männertoiletten, nicht eher Angebote wie die Wuppertaler „Krabbelgruppe Uni-Zwerge“, die sich eine bessere Vereinbarkeit von Studium und Lehre mit Kind zum Ziel gesetzt hat? Die grüne Familienpolitikerin Doris Wagner nun missverstand das offenbar und verlangte im Oktober 2016 mit Bezugnahme auf einen Gesetzentwurf der Obama-Administration eine Wickeltischpflicht auf Herrentoiletten. Dass sich vor allem Mütter um das Kind kümmern, entspräche einem Elternbild aus der Steinzeit, zitiert sie der FOCUS.
„Zweitoilettige Lösung immer ein Problem“
Im Januar 2017 nahm prompt die Debatte um All-Gender-Toiletten an Fahrt auf. Für Andrea Roedig, Ex-Geschäftsführerin der Grünen Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung, geht der Trend zur Unisex-Toilette. Sie bezeichnete im Deutschlandradio Kultur die Berliner Alice-Salomon-Hochschule als vorbildhaft, die neben den üblichen Toiletten auch vier All-Gender-Toiletten habe. „Wenn man unbedingt das geschlechtsspezifische Klo benutzen möchte, muss man gegebenenfalls etwas weiter laufen oder suchen.“ Für Trans-Personen sei es immer eine Beschämung, fürs falsche Geschlecht gehalten zu werden. „Aus dieser Perspektive ist die zweitoilettige Lösung immer ein Problem.“
Wer glaubt, dass dieser Nonsens nicht mehr komparierbar sei, hat seine Rechnung ohne den rot-rot-grünen Senat in Berlin gemacht. Im neuen 97seitigen „Toilettenkonzept“ (in Zusammenarbeit mit der Firma Zebralog und der Technischen Universität Berlin) heißt es, „dass es ungerecht sei, wenn nur Männer im Stehen urinieren dürfen, Frauen aber nicht“. Infolgedessen soll die öffentliche Toilette künftig eine „geschlechtsneutrale Einzelkabine“ sein, mit einem Sitzbecken und je einem Urinal für Frauen und Männer. „Wir wollen sicherstellen, dass es keine Versorgungslücke gibt“, sagt Senatssprecher Matthias Tang Anfang August zum „Berliner Kurier“. Statt sich mit der Mängelbeseitigung an den Berliner Schultoiletten, gar dem Pannenflughafen oder der Verfolgung von Drogendelikten zu befassen, nimmt man lieber irrelevante Themen, um einem allerkleinsten Prozentsatz von Bürgern meint gerecht werden zu müssen.
Es wird übrigens mit Kosten bis zu 130 Millionen Euro gerechnet. Die Finanzierung der Klosetts soll durch sogenannte GRW-Mittel aus der „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ erfolgen, für die Wirtschaftssenatorin Ramona Pop zuständig ist – wir ahnen es, eine Grüne. Eine überforderte, fäkalfixierte Partei macht neuerdings mehr Politik für den Arsch als für das Volk. Wir brauchen uns nicht abzuschaffen. Wir scheißen uns ab. Als neuer Nationalfeiertag wird dann der 19. November eingeführt: der Welttoilettentag.