Thüringer Kartoffelsalat
19. März 2011 von Thomas Hartung
Aus den Gratulationen und Kommentaren bei Facebook ergab sich gestern die Frage, was denn ein „richtiger“ (also echt thüringischer) Kartoffelsalat sei und wie man/frau ihn am besten mache.
Daher – wie versprochen – an dieser Stelle das Rezept zum Ausprobieren.
Dazu muss ich allerdings noch sagen: Thüringen ist groß; es reicht von Nordhausen bis hinter Meiningen, von Eisenach bis fast zum Vogtland. Es finden sich also vielerlei lokale Varietäten; auch die Zutaten sind kaum zu standardisieren (das fängt bei der Kartoffelsorte an und hört bei der Machart der Gewürzgurken nicht auf). Dieses Rezept – wie alt es ist, weiß ich nicht – stammt aus der Thüringer Rhön (das ist „hinter Meiningen“) und wurde schon von meiner Großmutter so zubereitet.
Grundrezept
- 1 kg Kartoffeln, festkochend
- 1 Zwiebel
- 1 Lauchzwiebel
- 3 – 5 Radieschen
- ½ kleines Glas Gewürzgurken
- 1 Ei, hartgekocht
- ½ Apfel, geschält (höchstens süßsauer)
- Gewürze Pfeffer, Salz, Kümmel, roter (scharfer) Paprika
- Kräuter Dill, Schnittlauch, Petersilie
Marinade
- 250 g saure Sahne
- 1 EL (Thüringer) Senf
- 4 TL Pflanzenöl (Sonnenblume oder Raps)
- 1 TL Zitronensaft
- 1 TL Essig (Apfel oder Wein)
- 1 TL Zucker
- 1 TL Kapern
- ad. lib. Gewürzgurkenbrühe
Die ungeschälten Kartoffeln und das Ei (getrennt) kochen.
Zwiebeln schälen und ebenso wie Gurken, Radieschen und den Apfel fein würfeln; das kalte, gepellte Ei später desgleichen. Alles in eine Salatschüssel geben und mischen.
In einem zweiten Gefäß die saure Sahne geschmeidig schlagen, Öl, Zucker, Senf und Kapern dazu geben. Mit Zitronensaft, Essig und Gurkenbrühe schon mal abschmecken – die Konsistenz sollte nicht zu flüssig sein.
Wenn die Kartoffeln gekocht, gepellt und gekühlt sind, in mundgerechte Scheiben schneiden und zu den anderen Zutaten in die Schüssel geben. Jetzt kräutern und würzen: Salz und Pfeffer sowie Schnittlauch und Petersilie großzügig, Paprika und Kümmel sowie Dill dezent. Ebenfalls abschmecken.
Für mehr Kartoffeln die Menge der anderen Zutaten ausprobieren; eine lineare Vermehrung (bspw. bei 2 kg Kartoffeln durch simple Verdopplung) ist nicht unbedingt geeignet.
Und nun: die Marinade mit den Zutaten in der Schüssel verheiraten, abschmecken und gegebenenfalls noch einmal nachwürzen. Dann am besten 24 Stunden im Kühlschrank innig Liebe machen lassen, wieder abschmecken und schließlich vollenden.
Zuvörderst geeignet natürlich für Bratwurst und Brät’l, aber auch vieles andere schmeckt damit perfekt: Bulette, Schnitzel, Bockwurst, Kassler, Wiener… Beim Anrichten sind der farblichen und geschmacklichen Kreativität kaum Grenzen gesetzt: Eier, Gurken, Petersilie, Radieschen, Paprika…
Und wem der Salat nicht mundet, dem kann ich auch nicht mehr helfen…
Sehr geehrter Herr Dr. Hartung, ein befreundeter Architekturprof., von Haus aus Thüringer (Weimar), erinnert sich des herrlichen Kartoffelsalats seiner schon vor vielen Jahren verstorbenen Mutter. Da auch er inzwischen bald achzig wird, weiß er nicht mehr, was da alles drankommt. Seine Frau entsinnt sich, dass da auch so was wie Sülze mit dran war, und alle, außer dem Sohn, wollten diesen Salat nicht essen wegen der Sülze. Nur der Sohn, wie gesagt, hat Sehnsucht nach diesem Rezept. Kann es sein, dass die Mutter die Sülze dazu serviert hat? Ich sagte, dass ich mal recherchieren will und unserem Freund, wenn ich raus bekommen habe, was das für ein Rezept ist, ich ihm das zubereiten will. Ob Sie mir dabei behilflich sein können? Erst jetzt bei meinem Stöbern im Internet, bin ich auf Ihre Seite gestoßen. mit freundlichen Grüßen aus Dresden Maria Leuschner