„Die Ehre der Nation fordert Krieg“
18. Juli 2020 von Thomas Hartung
Die Skulptur, die Gottfried Schadow von ihr und ihrer Schwester Friederike anlässlich ihrer preußischen Doppelhochzeit am Weihnachtsabend 1793 schuf, habe so viel Erotik ausgestrahlt, dass sie ihr Mann lange vor der Öffentlichkeit versteckte. In Filmen wurde sie von Hansi Arnstädt, Henny Porten oder Ruth Leuwerik gespielt. Wie viele Straßen, Plätze, Parks, Schiffe und Institutionen wie Schulen, Krankenhäuser, Apotheken oder Bäder ihren Namen tragen, ist fast unüberschaubar und daher strittig. Allein bis zum 1. Weltkrieg erschienen 391 Texte der Trivialliteratur, die ihr Leben würdigten, selbst heute noch existieren Webseiten zu ihrem Gedenken – Königin Luise von Preußen, die am 19. Juli vor 210 Jahren starb.
„Sie wär’ in Hütten Königin der Herzen / Sie ist der Anmut Göttin auf dem Thron“ dichtet August Wilhelm Schlegel und beweist damit, dass lange vor Lady Diana das geflügelte Wort verbreitet war – für die nach Friedrich dem Großen meistpopuläre Persönlichkeit Preußens. Ihr früher Tod sorgte dafür, dass sie in der Vorstellung auch nachfolgender Generationen als jung und schön in Erinnerung blieb, doch schon zu Lebzeiten erfuhr sie eine fast kultische Verehrung: als bürgerliche Frau, liebevolle Mutter und preußische Patriotin, die sich dem Vaterland geopfert hat, als sie dem legendären Treffen mit Napoleon zustimmte.
Geboren am 10. März 1776 in Hannover als vorletztes Kind von Herzog Karl zu Mecklenburg und Prinzessin Friederike von Hessen-Darmstadt, verlor sie bereits als Sechsjährige ihre Mutter und wurde mit zwei Schwestern 1786 ihrer Großmutter in Darmstadt zur weiteren Erziehung anvertraut. Mit Kosenamen wie „Jungfer Husch“ bedacht, war sie lange kindlich unbefangen, verspielt und bestach durch eine unbekümmerte Frische: Sie sagte, was sie dachte, war unpünktlich und naschte gern und viel – heute würde man sie sicher eine „wilde Hummel“ nennen. Im Unterricht galt sie als lebhaft, vorlaut und aufsässig, zeigte wenig Motivation und, bis auf den Religionsunterricht, eher mangelhafte Leistungen.
Zeit ihres Lebens konnte sie weder auf Deutsch noch Französisch fehlerfrei schreiben. Ihr Interesse an geistiger Bildung erwachte erst später, sie beeindruckte durch natürliche Intelligenz. In einem Brief an Heinrich von Kleists Cousine Marie schrieb sie: „Möge Gott mich davor bewahren, meinen Geist zu pflegen und mein Herz zu vernachlässigen“; sie würde eher „alle Bücher in die Havel werfen“, als den Verstand über das Gefühl zu stellen. Sie reiste viel und nächtigte 1792, anlässlich der Krönungsfeierlichkeiten für Franz II., den letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, bei Goethes Mutter. Den Festball in der Botschaft Österreichs eröffnete Luise gemeinsam mit dem jungen Klemens von Metternich – zugleich ihre Einführung in die Gesellschaft.
„Ikone einer neuen Bürgerlichkeit“
Monate später wurde sie mit ihrer jüngeren Schwester dem preußischen König Friedrich Wilhelm II. vorgestellt, der prompt schrieb: „Ich wünschte sehr, dass meine Söhne sie sehen möchten und sich in sie verlieben“. Der Wunsch wurde wahr. Zum ersten Mal traf Luise den 22-jährigen Kronprinzen Friedrich Wilhelm am 14. März 1793, schon am 19. März machte er seinen persönlichen Heiratsantrag. Es war Liebe auf den ersten Blick. Luises Schwester Friederike verlobte sich unterdessen mit Prinz Louis, der nach unglücklicher Ehe bereits drei Jahre später an Diphterie starb.
Ganz anders Luise: noch in der Hochzeitsnacht bot sie ihrem Gemahl das „Du“ an, beide galten als immer verliebtes Traumpaar. Das war für den Hof in Preußen derart ungewöhnlich, dass es als Zeichen einer neuen Zeit gedeutet wird. Und nicht nur das: Luise mischt das nüchterne Berlin auf. „Sie bringt aus Darmstadt süddeutsches Temperament mit; setzt durch, dass zu ihrer Hochzeit der bei Hofe verpönte Walzer getanzt wird, umarmt als Braut ein Bürgermädchen am Wegesrand und treibt die Oberhofmeisterin Sophie Marie Gräfin von Voß, die ihr beibringen soll, wie man sich als preußische Prinzessin zu verhalten hat, zuverlässig an den Rand der Verzweiflung“, ergötzt sich Judith Scholter in der Zeit.
1797, da Kronprinz Friedrich Wilhelm nach dem Tod seines Vaters zu König Friedrich Wilhelm III. wurde, begleitet sie ihren Gatten auf seiner Antrittsreise zu den preußischen Ständen, „um ohne Zwang die Liebe der Untertanen durch […] zuvorkommendes Wesen […] zu gewinnen und zu verdienen, und so, glaube ich, werde ich mit Nutzen reisen“. Ein Sekretär der britischen Gesandtschaft schrieb seinen Schwestern: „In der Berliner Gesellschaft, besonders unter den jüngeren Leuten, herrscht ein Gefühl ritterlicher Ergebenheit gegen die Königin […] Wenige Frauen sind mit so viel Lieblichkeit begabt als sie.“ Spaziergänge ohne Gefolge Unter den Linden oder Besuche von Volksbelustigungen wie dem Berliner Weihnachtsmarkt und dem Stralauer Fischzug wurden von der Bevölkerung beifällig zur Kenntnis genommen.
Dabei hatten es die Eheleute schwer, übernahmen sie doch einen heruntergewirtschafteten Staat. Friedrich Wilhelm III. möchte im Stile Friedrichs des Großen regieren und setzte sich zum Ziel, den Schuldenberg abzutragen. Aus lauter Sparsamkeit blieb er mit seiner Familie im Kronprinzenpalais Unter den Linden in Berlin wohnen. Luise erhielt nicht den sonst üblichen eigenen Wohnsitz und musste mit einem Etat von 1000 Talern monatlich auskommen. Modisch ehrgeizig, machte sie bald Schulden. Im kleinen Dorf Paretz wurde ein ländliches Schlösschen gebaut, das von Freunden „Schloss Still-im-Land“ genannt wurde, eine ländliche Einsiedelei, in der sich die königliche Familie gern aufhielt, ein bürgerliches Leben führte und sich erholte. Dabei galt der Thronfolger als schüchtern in der Öffentlichkeit, sprachlich wenig ausdrucksfähig und nicht als Freund schneller Entscheidungen. Er soll äußerst unschlüssig gewesen sein und galt zudem als kaum vorbereitet, ein problembeladenes Königreich in schwierigen Zeiten zu regieren. Luise ist 21 Jahre alt, als sie Königin wird.
„Luise war die Ikone einer neuen Bürgerlichkeit. Damals war es etwas Revolutionäres, heute ist es der Versuch, in einem Haufen Asche noch einen Krümel Glut zu finden“, befand Eckard Fuhr in der Welt. Der König, der die mündliche Konversation gern auf militärische Formeln verknappte, schrieb seiner Frau poetisch-zärtliche Briefe; beide waren sich treu. Aus dem Hof verschwanden die Schwärme der Mätressen, neue Empfindsamkeit hielt Einzug. Das befriedigende Eheleben führte zu fast ständigen Schwangerschaften und insgesamt zehn Kindern, von denen sieben erwachsen wurden. Prinz Friedrich Wilhelm IV., der älteste, folgte seinem Vater als preußischer König nach. Prinz Wilhelm I., der Zweitgeborene, wurde 1861 preußischer König und ab 1871 der erste Kaiser des Deutschen Kaiserreiches. Die älteste Tochter, Prinzessin Charlotte von Preußen, bestieg als Alexandra Fjodorowna den russischen Zarenthron.
„über unsere Mittel getäuscht“
Für die Dichter, Maler und Bildhauer ist die Familie ein Fest: „Alle Herzen flogen ihr entgegen, und ihre Anmut und Herzensgüte ließen keinen unbeglückt“, schrieb Friedrich de la Motte Fouquè über Königin Luise. Besonders tat sich Novalis hervor mit seinem programmatischen Aufsatz „Glaube und Liebe oder Der König und die Königin“ vom Sommer 1798, dem er eine Reihe überschwänglicher Gedichte an das Königspaar vorangestellt hatte. Friedrich Wilhelm III. lehnte den Text ab, eine Monarchie auf parlamentarischer Grundlage entsprach nicht seinen Vorstellungen. Dennoch blieben Luise und er Hoffnungsträger für die Wunschvorstellungen der Bürger Preußens nach einem Volkskönigtum, in dem die Ideale der Französischen Revolution nach der Überwindung von Standesschranken ohne Terror und Blut Wirklichkeit würden. Zwischen 1798 und 1805 unternahm das Paar mehrere sogenannte Huldigungsreisen zwischen Pommern und Franken und bestieg 1800 die Schneekoppe in Schlesien.
1795 hatte der alte König noch den Friedensschluss von Basel ausgehandelt, der für ein Ende der Allianz Preußens mit den anderen Staaten im Ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich bedeutete. Die linksrheinischen Landesteile gingen verloren, das nördliche Deutschland wurde für neutral erklärt. Preußen kann sich so einige Jahre aus dem Krieg heraushalten. 1802 und 1805 kommt es zu Treffen zwischen Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise mit Zar Alexander I. von Russland, den Luise sehr sympathisch findet. Nach der Dreikaiserschlacht 1805 bei Austerlitz, da Napoleon gegen die Russen und Österreicher gewinnt, sind Preußens stille Jahre Geschichte. Die Neutralität endete spätestens, als im Juli 1806 in Paris der Vertrag über den Rheinbund geschlossen wird und Napoleon seinen Einflussbereich im deutschen Gebiet erhöht. Da Friedrich Wilhelm III. wieder zögert, dauert es, bis Preußen Frankreich am 9. Oktober den Krieg erklärt – wohl auch auf Druck von Königin Luise hin: „Ich habe Könige geboren, ich muss königlich denken: die Ehre der Nation fordert Krieg.“
Nur fünf Tage später erlitten die schlecht geführten, getrennt kämpfenden preußischen Truppen bei Jena und Auerstedt vernichtende Niederlagen, die Reservearmee wurde bei Halle geschlagen, fast alle befestigten Städte ergaben sich kampflos. Keine 20 Tage später zog Napoleon als Sieger in Berlin ein und schmähte Luise noch in seinen Bulletins. Die traurige, tiefverletzte Königin muss mit ihren Kindern in mehreren Wochen unter abenteuerlichen Umständen bei widrigem Winterwetter über Küstrin und Königsberg bis ins abgelegene Memel fliehen und übersteht dabei einen Typhus. Die nächste Demütigung bereitet ihr der geschätzte Zar, der nach der verlorenen Schlacht bei Friedland einen Separatfrieden mit Napoleon aushandelte. Da Preußen drohte, völlig untergebuttert zu werden, schlug Graf Kalckreuth dem König vor, „dass es von guter Wirkung sein würde, wenn Ihre Majestät die Königin hier sein könnten, und zwar je eher, je lieber“. Der König übermittelte den Wunsch, sie sagt zu, „wie eine Bittstellerin vor den Gebieter der Welt [zu] treten, ohne von ihm eingeladen worden zu sein“, meint Gertrude Aretz.
Das denkwürdige, rund einstündige Treffen fand am 6. Juli 1807 in Tilsit statt. Karl August von Hardenberg hatte ihr geraten, liebenswürdig zu sein, vor allem als Ehefrau und Mutter zu sprechen und keinesfalls ein betont politisches Gespräch zu führen. Der Zar sprach ihr beruhigend zu und sagte: „Nehmen Sie es auf sich und retten Sie den Staat!“ Als Napoleon eintraf, schien er „zum ersten Mal vielleicht in seinem Leben die Situation nicht zu beherrschen“, schreibt Aretz. Er selbst teilt seiner Josephine nach Paris brieflich mit: „Die Königin von Preußen ist wirklich bezaubernd, sie ist voller Koketterie zu mir. … Ich musste mich tüchtig wehren, da sie mich zwingen wollte, ihrem Mann noch einige Zugeständnisse zu machen. Aber ich war nur höflich und habe mich an meine Politik gehalten. Sie ist sehr reizvoll… Der König von Preussen ist zur rechten Zeit dazugekommen, denn eine Viertelstunde später hätte ich der Königin alles versprochen.“ Während der Unterredung gab sie auf Napoleons Frage, wie die Preußen so unvorsichtig sein konnten, ihn anzugreifen, die oft zitierte Antwort: „Der Ruhm Friedrichs des Großen hat uns über unsere Mittel getäuscht.“
In einem ebenso bedrückenden wie politisch wachen Brief an ihren Vater vertiefte sie 1808 diesen Gedanken: „Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher, der Herr seines Jahrhunderts, eine neue Zeit schuf. Wir sind mit derselben nicht fortgeschritten, deshalb überflügelt sie uns.“ Konkret erreicht sie nur, dass Napoleon seine Sticheleien gegen sie beendet, politisch erfolgreich war sie nicht. Zwar blieb Preußen als Staat erhalten, da sich wohl auch Zar Alexander dafür eingesetzt hatte, um eine Art Puffer zwischen sich und den Franzosen zu haben. Aber im Frieden von Tilsit vom 9. Juli 1807 verlor Preußen rund die Hälfte seines Territoriums und seiner Bevölkerung – alle Gebiete westlich der Elbe und die polnischen Besitzungen. Hinzu kamen die Versorgung des französischen Besatzungsheeres und Zahlungsverpflichtungen von 400 Millionen Talern. „So arm war der König, dass er und Luise sich von manchem wertvollen Familienstück, von manchem Schmuckgegenstand trennen mussten. Das goldene Tafelservice Friedrichs des Grossen fiel in jenen Tagen der Entbehrung der Münze zum Opfer“, weiß Aretz.
„Meine Gesundheit ist völlig zerstört“
Die nächsten Jahre verbringt das Paar in Königsberg. Luise bildet sich, liest viel, versammelte Künstler und Gelehrte und hat immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen: „Das Klima Preußens ist … abscheulicher, als es sich ausdrücken lässt. … Meine Gesundheit ist völlig zerstört“, klagt sie in einem Brief an den Bruder. Einziger Lichtblick war eine Reise von acht Wochen im Winter 1808/09 an den Zarenhof nach Sankt Petersburg. Über ihre Einflussnahme auf die von Hardenberg und von Stein angestoßenen preußischen Reformen (Oktoberedikt 1807, Städteordnung 1808) sind die Historiker uneins: sie waltete wohl als wichtigste Beraterin ihres Mannes, obwohl der ihren Einfluss nicht wahrhaben wollte und ihn ständig herunterspielte, und setzte sich für den von ihr geschätzten Hardenberg ein, doch galt sie als politisch eher unbeteiligt.
Erst zum 23. Dezember 1809 erlaubt Napoleon ihre Rückkunft nach Berlin. Sie wird in der festlich illuminierten Stadt triumphal empfangen. Im Sommer war ein Treffen mit ihrem Vater und ihrer Großmutter geplant, das dann ab 25. Juni auf Schloss Hohenzieritz bei Neustrelitz stattfand. Bei der fiebrigen Luise wird eine Lungenentzündung diagnostiziert, von der sie sich nicht mehr erholte. Ihr Mann und die beiden ältesten Söhne waren im Tod bei ihr. Bei der Obduktion fand sich neben einem völlig zerstörten Lungenflügel auch eine Geschwulst im Herzen, „eine Folge zu großen und anhaltenden Kummers“ notiert Gräfin Voß die Aussage der Ärzte in ihrem Tagebuch. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde der Leichnam nach Berlin überführt, drei Tage im Berliner Stadtschloss aufgebahrt, am 30. Juli im Berliner Dom beigesetzt und am 23. Dezember 1810 – genau 17 Jahre, nachdem die damals 17-jährige nach Berlin gekommen war – zu ihrer letzten Ruhestätte überführt: einem Mausoleum, das inzwischen von Heinrich Gentz unter Mitarbeit von Karl Friedrich Schinkel im Park des Schlosses Charlottenburg gebaut worden war und bald zu einem Wallfahrtsort werden sollte, der erst 1947 mit der Auflösung Preußens durch die Alliierten an Anziehungskraft verlor.
Nach ihrem frühen Tod wurde sie als Verkörperung weiblicher Tugenden und Vaterlandsliebe geradezu mystifiziert. „Luise sei der Schutzgeist deutscher Sache / Luise sei das Losungswort zur Rache!“ dichtet Theodor Körner schon 1813. Der König, seit ihrem Tod ein untröstlicher, gebrochener Mann, stiftet im selben Jahr das Eiserne Kreuz als Tapferkeits-Auszeichnung und datiert diesen Akt auf den 10. März zurück, den Geburtstag seiner Frau. Wer immer nun für Preußen kämpft, tut dies im Namen Luises. „Luise, du bist gerächt“, soll Marschall Blücher auf dem Montmartre gesagt haben, als er 1814 in Paris einzieht. Preußens Kriegserklärung gegen Frankreich erfolgt am 19. Juli 1870, also genau am 60. Jahrestag ihres Todes. Als König kniete Wilhelm I., bevor er in den Krieg zog, am Sarkophag seiner Mutter nieder; als Kaiser suchte er bei seiner Rückkehr am 17. März 1871 wiederum ihr Grab auf. Nach diesen symbolbeladenen historischen Vorgängen gehörten Luises Leben und Wirken als „Preußische Madonna“ zu den unverzichtbaren und systematisch verbreiteten Gründungsmythen des Kaiserreichs, in der öffentlichen Darstellung führte eine direkte Linie von ihrem sogenannten Opfertod zum Sieg über Napoleon und zur Reichsgründung.
Auf Anordnung der Schulbehörde fiel an ihrem 100. Geburtstag an allen Mädchenschulen der Unterricht aus. Als Leitbild wurde sie in der Weimarer Republik von politischen Gruppierungen wie der Deutschnationalen Volkspartei in Anspruch genommen, später aber nochmal nicht mehr bei der Werbung für den staatlich angestrebten Kinderreichtum: Das tradierte Bild der passiv leidenden Frau passte nicht in das ideologische Konzept von männlicher Kraft und Härte. Nach 1945 verloren links und rechts der Elbe sowohl der „Erbfeind“-Bezug als auch das Frauenideal – die Personalunion von treusorgender Ehefrau, vielfacher Mutter und unerschütterlich dem Vaterland dienender Dulderin – an Aktualität und Anziehungskraft. Auf einer Königin-Luise-Route kann man seit 2010 zehn Stationen ihres Lebens zwischen Hohenzieritz im Norden und Paretz im Süden besichtigen. Eine vor allem emotional interessante Figur der deutschen Geschichte bleibt sie allemal.